„Where are you from – woher kommst du” ist im Ausland eine der häufigsten Fragen die uns gestellt wird. Die Frage nach unserer Herkunft als anders Aussehende oder anders Sprechende gehört oft zur Begrüssung und es wird eine Antwort erwartet.
Im Gegensatz dazu erwartet der Amerikaner auf die sprachlich reduzierte Begrüssungsfloskel „how you doin - wie geht’s“ eher dieselbe Gegenfrage als eine Antwort und würde sich wundern wenn wir ihm auf das flüchtige Standardsätzchen hin unser Befinden mitteilen würden. Je anders wir aussehen und spätestens bei der Konversation ist die Frage nach unserer Herkunft völlig berechtigt und es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, mich deshalb rassistisch angemacht zu fühlen. Ich bin ein begeisterter Marktbesucher. In Afrika mit den Marktfrauen den Preis herunter zu handeln ist ein Erlebnis und ein längerer Prozess wo man über dies und jenes auch noch spricht. Natürlich wollten die drei Marktfrauen in Accra wissen woher ich komme. Auf meine Antwort, aus Kumasi, einer Stadt etwas nördlich, schauten sie mich verdutzt an und brachen dann in Lachen aus. Kein Weisser komme von dort. Gemäss SRF Arena hätten sie mich nicht fragen dürfen, denn die Frage „woher kommst du“ wird neuerdings als rassistisch eingestuft wenn sie innerhalb der ersten paar Minuten an Personen gestellt wird die nicht weiss, oder in meinem Fall nicht schwarz, sind. Wer hats erfunden? Die Schweizer, der Rest der Welt hat ernsthaftere Probleme. Fakt ist, man fällt halt auf wenn man anders aussieht oder spricht und weckt zum Glück damit auch Neugierde und Wissbegierde. Wenn man in Rio als Ausländer der Copacabana entlang läuft wird man ständig angesprochen von Schuhputzern oder Händlern und belästigt von Gaunern. Das ist auch Rassismus und spätestens lästig wenn der Geldbeutel fehlt, die Schuhe mit Schmierfett zum Putzen empfohlen werden oder an jedem Rockzipfel jemand zerrt. Ihr seid selber schuld, hat mir ein ausgewanderter Schaffhauser gesagt, weil ihr wie typische Schweizer herum läuft. Gehetzt, zielstrebig und sauber gekleidet. Ich habe seinen Ratschlag beherzigt, zerschlissene Jeans angezogen, das Kurzarm Hemd ausserhalb der Hose gelassen, schmutzige Turnschuhe getragen und bin gemächlich der Copa entlang geschlendert mich ständig gelangweilt umsehend, den Opfer Suchenden freundlich zunickend. Tatsächlich, keiner hat mich beachtet, die kleinen Gauner haben mich keines Blickes gewürdigt, die Schuhputzer mitleidig auf meine dreckigen Turnschuhe geschaut. Wenn sich trotzdem einer zur rassistischen Frage ob ich ein Gringo sei hinreissen liess, wies ich ihn darauf hin ich sei ein Carioca, einer von Rio. Das funktioniert mit etwas Portugiesisch Kenntnis. Auf dem Flug nach Accra überfliegt man den drittlängsten Fluss Afrikas der 110 Millionen Menschen mit Wasser versorgt. Der imposante Strom ist natürlich eine Passagieransage wert. Wir hatten dazu die Weisung, man solle ihn nicht wie auf allen Karten geschrieben Niger benennen, sondern „Naitscher“ ansagen. Dabei geht die Namensgebung auf Ptolemäus und den lateinischen Ausdruck für schwarzer Fluss, wegen seinem dunklen Schlamm, zurück. Zahl und Vielfalt der Begegnungen mit anderen Menschen, Kulturen, Verhaltensmustern, Glaube oder gelebter Beziehung ist für Flugzeug Besatzungen riesig und gehört zum Alltag. Rassismus, gemäss gesundem Menschenverstand und nicht nach SRG, ist kaum ein Thema. Natürlich gibt es hie und da Sprüche, aber meist durch Betroffene selber lachend angefacht. Mehr bekümmert uns der wirtschaftliche Rassismus. Der Unterschied zwischen denen die im Flugzeug sitzen und denjenigen welche uns nach der Grenzkontrolle erwarten ist bedrückend. Plötzlich schiebt sich ein Kinderhändchen zwischen Hand und Koffergriff. Sie betteln um Kugelschreiber, Toilettenartikel und Esswaren. Jugendliche möchten uns die Koffer zum Crew Bus tragen, Erwachsene wollen Geld wechseln, Bestellungen für Lederwaren, Gewürze oder Blumen aufnehmen. Vor dem Hotel warten Frauen auf mitgebrachte gebrauchte Kleider oder Kosmetika für ihren Second Hand Shop. Die Schuhputzer empfehlen sich bereits für den Abflug in ein paar Tagen. Sie wissen, dass Crew Mitglieder sie nicht vergessen und ihren kleinen Teil an Entwicklungshilfe und Antirassimus beitragen. Diverse erfolgreiche „Karrieren“ konnten wir verfolgen und begleiten, vom Kind das Süssigkeiten verkauft, später vor dem Abflug unsere Schuhe poliert bis später als Taxifahrer für Ausflüge zur Verfügung steht.