Immer mehr wird die Weihnachtszeit zum Alltag und der geschäftliche Druck, sei es in Beruf oder im Weihnachtsverkauf nimmt sogar deutlich zu. Geschäftsabschlüsse, noch rasch einen Arbeitsvertrag im alten Jahr revidieren und prophylaktische Warnungen über schlechten Geschäftsgang sind zum Ritual geworden. Auch die Fliegerei kann sich diesem Trend nicht entziehen.
Früher war es tatsächlich noch beschaulicher. Die Passagierzahlen gingen auf Weihnachten hin zurück und Flüge wurden gestrichen. Es waren vor allem Heimkehrer. An Weihnachten selber wurde nicht geflogen. Die Flugzeuge standen still und die Besatzungen konnten entweder zu Hause feiern oder meist auf Wunsch einen verlängerten Aufenthalt im Ausland verbringen. Die Flugzeug Kabine war weihnächtlich geschmückt. Heute wird mit vollen Flugzeugen durchgeflogen. Mit Brandvorschriften als Vorwand ist der Schmuck rudimentär geworden und freut die Buchhalter. Das Flugwunschsystem für Besatzungen wird mit dem Vorwand Fairness temporär ausser Kraft gesetzt und die sogenannte weihnächtliche Black Period ist in Kraft. Der Planungscomputer teilt Flüge zu, ausser die die Chefs natürlich, mit dem Resultat dass Familienmenschen Weihnachten und Sylvester im Hotel verbringen und die welche gerne weg wären frei haben. Aber nichtdestotrotz kommt gute (weihnächtliche) Stimmung sowieso von Menschen und vom Personal. Trotz Lohn- und Zeitdruck gibt es immer noch Flight Attendants die Teig mitnehmen und im Galley Weihnachts Guetzli backen für Passagiere und Crew. Die Hektik am Flugfunk nimmt spürbar ab wenn man dem Controller Merry Christmas wünscht und plötzlich wünschen sich alle frohe Weihnachten. Nicht schlecht staunten wir als beim Abflug in Montreal die guten Wünsche auf Schweizerdeutsch zurückkamen. Den übrigen Verkehrsteilnehmern fiel unsere kleine Unterhaltung mit der Auslandschweizerin im Tower in Mundart kaum auf, tönt es doch etwa gleich unverständlich wie das neben Englisch zugelassene Kanada Französisch.
Vorweihnächtliche Stimmung in Bangkok
Nach über zehn Stunden Flugzeit setzte der Schaffhauser Copilot Thomas Fischer zu seiner letzten Landung an auf der A340. Wie man in Pilotenkreisen für eine gute Landung lobend sagt, küsste er die Piste in Bangkok. Er wird im neuen Jahr seinen Kapitänskurs beginnen und die nächsten Jahre auf Kurzstrecke verbringen. Keine Zeitverschiebung und keine Nachtflüge mehr, aber viermal rauf und runter pro Tag. Die Karriere eines Swiss Piloten beginnt auf Kurzstrecke, dann Copilot Langstrecke, Kapitän Kurzstrecke und Abschluss auf Langstrecke. Immer vorausgesetzt man besteht die Kurse und happigen Prüfungen. Das Handwerk fliegen beherrschen alle aber es ist nochmals ein grosser Schritt vom Copiloten, der im Zweifelsfall immer nach links blicken kann, zum letztlich verantwortlichen Kapitän der abschliessend entscheiden, handeln und auch verantworten muss. Auch für die Firma ist das sogenannte Upgrading eines Piloten ein grosser Schritt, delegiert sie doch die direkte Verantwortung für gegen zweihundertfünfzig Menschen und eine Maschine die mehr Wert hat als der Gebäudeversicherungswert meiner Wohngemeinde. In Bangkok, wo Weihnachten eigentlich keine Tradition hat, ist der Rummel grösser als bei uns, wobei der Kommerz im Mittelpunkt steht. Neben den vielen Touristen und Expats kommen die Einheimischen immer mehr auf den Geschmack. Von den Unruhen ist im Moment nichts zu spüren, aber das Problem schwellt latent und kann jederzeit eskalierten. Gelbe gegen Rote. Die einen reich, gebildet und Bangkok orientiert, die anderen arm, mit wenig Schulbildung, vom Land aber von sehr Reichen „gekauft“. Noch vermag der König zu mässigen. In den Quartieren sind es andere Probleme die gerade beschäftigen. Der Wechsel eines Polizeichefs etwa beeinflusst die nicht festgeschriebenen Abgaben von Betrieben massgeblich und kann über den Geschäftsgang entscheiden. Auch Öffnungszeiten von Bars und Restaurants werden davon tangiert. Die nicht generell gültige „Polizeistunde“ ist wieder zwei Stunden nach hinten gerückt. Dies und vieles mehr beschäftigen Bernd, den in Schaffhausen die Schule besuchenden Büsinger, der einen Biergarten im Soi 19 betreibt. In einer fröhlichen Runde feierten wir bei angenehmer Gartenbeiztemperatur Vorweihnachten im Kreis zufällig anwesender Schaffhauser. Darunter ein bekannter Schaffhauser Gastrounternehmer und ein Begginger Landwirt. Solche zufälligen Bekanntschaften in dieser riesigen Stadt geben interessante Einblicke in Land und Leute. So ist mir in der Nähe unseres Hotels das grosse Schweizerkreuz mit der Aufschrift „Swiss Helping Point“ aufgefallen. Nachfragen kostet nichts. Der Jungunternehmer aus dem Toggenburg bietet alle möglichen Dienstleistungen an. Reise mit Aufenthalt und Visa nach und aus der Schweiz und Deutschland, Familien Nachzug, Versicherungen, Heirat, Scheidung, Firmengründungen und vieles mehr. Zufällig flog er mit uns in die Schweiz zurück was zu weiteren interessanten Diskussionen führte mit wertvollen Tipps für zukünftige Aufenthalte in Thailand. Gleich gegenüber dem Swissotel übrigens die Schweizer Botschaft. Hinter Mauern und Stacheldraht liegt eine schöne Parkanlage mit diversen Gebäuden. Davor der für Bangkok typische Wirrwarr von hunderten elektrischen Drähten bis zum Boden durchhängend. Welcher wohl direkt zur amerikanischen Botschaft führt?