Technischer Fortschritt, gute Wartung und das Ende eines Flugzeugs

Geschrieben von Markus Müller
Testflug Crew HB-IHH Schaffhausen

Die Fliegerei hat eine gewaltige technische Entwicklung gemacht zum Vorteil der Sicherheit. Neben der kontinuierlichen Entwicklung zu mehr Zuverlässigkeit von Struktur, Triebwerk und Avionik haben vier innovative Systeme zum enorm hohen Sicherheitsniveau der Luftfahrt beigetragen.

Vor Jahrzehnten war es das Wetter Radar. Damit kann Wasser in der Luft und  Gewitter Wolken sichtbar gemacht werden. Es ermöglicht diesen auszuweichen und grosse Schäden bis zum Absturzrisiko zu verhindern. Bei Ausfall des Bord eigenen Radars ist es deshalb nicht gestattet einen Langstreckenflug zu beginnen. Nächte Bahn brechende Errungenschaft war das GPWS (Ground Proximity Warning System). Damit konnte die häufigste Ursache für Flug Unfälle, die Kollision mit dem Terrain, drastisch reduziert werden. Bei der hohen Geschwindigkeit und den grossen Kurvenradien für Ausweichmanöver kommt die Geländewarnung durch den Radio Höhenmesser zu spät. Mit der Bildschirm Navigation und der weltweit digital erfassten Kartografie war es möglich ein Terrainwarnsystem zu entwickeln. Bei der Annäherung ans Gelände erhält der Pilot die  Stimmwarnung „pull up“. Das heisst ohne Hinterfragung Vollgas geben und das Flugzeug brüsk hochziehen. Anfänglich taten sich Piloten schwer und glaubten die eigene Position und Hindernisse gemäss Karten besser zu kennen als der Computer. Es ging nicht gut aus. Der dritte Meilenstein ist das Kollision Warn und Ausweich System TCAS (Traffic Kollision Avoidance System). Es zeigt dem Piloten nicht nur was um ihn herum fliegt, sondern gibt wenn es eine mögliche Kollision vorausrechnet beiden beteiligten Flugzeugen ein koordiniertes Ausweichmanöver vor. Dem muss sofort ohne Rücksprache mit der Bodenleitstelle Folge geleistet werden. Jüngste Innovation ist die Satelliten Navigation. Neben Navigationsdaten liefert sie die aktuelle Geschwindigkeit. Geschwindigkeit und Abstand zum Boden sind die wichtigste Voraussetzung für die Flugfähigkeit. Sollte das Pitot Rohr, das bisher einzige Geschwindigkeit Messinstrument, versagen durch Vereisung, Verschmutzung oder Beschädigung, kann mit den GPS Angaben ein extrem schwieriges Szenario vermieden werden.

Aber auch Flugzeuge werden älter

Erstmals wurde ein Swiss Langstreckenflugzeug verschrottet weil sich die Grossüberholung offenbar nicht mehr lohnte. Nach dem letzten Linienflug von Johannesburg wurde die A340 nach Tente-Enschede in Holland überflogen wo sie ausgeschlachtet und zerlegt wurde. Das Flugzeug wurde 1997 an AUA ausgeliefert. Ab 2007 war es als HB-JMK zehn Jahre im Swiss Einsatz. In der Regel werden die Flugzeuge ab Fabrik übernommen und nach der zweiten oder dritten Grossüberholung HMV (Heavy Maintenance Visit) weiter verkauft. Die DC-10 wurden damals mit über 70000 Betriebstunden gar teilweise über dem ursprünglichen Neupreis verkauft. Am 20. Dezember 1991 habe  ich den DC-10 HB-IHH „Schaffhausen“  Testflug nach der HMV und gleichzeitigen Übergabeflug an Northwest Airline geflogen. Während dreieinhalb Stunden haben wir den amerikanischen Kollegen gezeigt dass alles funktioniert. Danach nahmen wir sie mit zum traditionellen after Testflug Vesper in die Kantine. Kalter Cervelat mit Brot und Senf, dazu Weisswein. Etwas überrascht aber herzhaft bissen sie in die Wurst. Das Schaffhauser Flugzeug war allerdings im Betrieb ein technisches Sorgenkind. Höhepunkt war ein Startabruch in Kinshasa nachdem zwei Pneu platzten und ein Triebwerk Feuer fing. Das Triebwerk war zerstört und auch die Flugzeugstruktur war stark beschädigt. Das Flugzeug war dann im Einsatz bei Northwest, ATA Airlines und bis 2011 bei World. Alle vier ehemalige DC-10 Airlines gibt es nicht mehr. Übrigens entspricht der Neupreis eines Airbus Langstreckenjets etwa dem Gebäude Versicherungswert von Merishausen, der Wert der Boeing 777 Flotte von Swiss dem von ganz Neuhausen am Rheinfall.

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