Frauen im Cockpit – ein langer Weg und viele Klischees
Frauen gehören immer zur Fliegerei aber der Weg ins Cockpit musste erkämpft werden. Sprüche wie „Frauen gehören an den Herd“ sind zum Glück vorbei. In der Bordküche wurden früher übrigens eher die wenigen Männer versteckt und die hübschen Hostessen vornehmlich in direktem Kontakt zum damals noch hohe Preise zahlenden Passagier eingesetzt.
Der sogenannte Galley Stewart war sogar nur in der Küche tätig. Während die Passagierbetreuung fest in Frauenhänden war, dauerte es lange bis sie ins Cockpit kamen. Der Weg war beschwerlich und oft mussten sie sich mit Fluglehrer oder Regionalpiloten Jobs begnügen um ihren Fliegertraum zu leben. Auf einem Miami Flug war Ursula Bühler-Hedinger, die erste Jet Pilotin der Schweiz, an Bord um in Florida Flugschüler zu betreuen. Sie hatte in den sechziger Jahren keine Chance bei Swissair, erzählte sie uns ihre spannende Geschichte. „Du würdest besser nach Hause gehen und für deinen Mann kochen, anstatt Jets fliegen zu wollen“, habe sie der Prüfungsexperte zur Theorieprüfung empfangen. Sie hat ihren Weg trotzdem oder erst recht gemacht, bildete unzählige Flugschüler aus und flog für die von ihrem Vater gegründete Rega. Das Linienflugzeug sei ihr aber verwehrt geblieben mit fadenscheinigen Argumenten. Ihre Stimme sei zu wenig sonor oder der Handrücken zu wenig behaart. In den USA schickte mich übrigens vor vierzig Jahren eine Fluglehrerin zum ersten Soloflug. Es ist Tradition, dass dieser auf dem Rücken dokumentiert und der ausgeschnittene Stoff in einen Rahmen gespannt wird. Dass sie mir das zerschnittene Hemd gleich noch flickte hätte ein männlicher Fluglehrer kaum angeboten. Während der Pilotenschule wurden Frauen im Cockpit erstmals ein ernsthaftes Thema und die damalige Crossair stellte die erste Linienpilotin ein. Erst 1987 zog Swissair mit Gaby Musy-Lüthi nach. Später kam die Schaffhauser Jungpilotin Ines Frick als erster weiblicher Flight Engineer auf DC-10 zum Einsatz. Bis zum Swissair Ende hatten es gerade mal 16 Pilotinnen unter die 1100 Piloten geschafft. In Oklahoma wird der steinige Weg der Aviatik Pionierinnen gewürdigt und hervorragende Pilotinnen von Amelia Earhart, von ihr und ihrem Flugzeug fehlt bis heute jede Spur, bis hin zu neuzeitlichen Raumfahrerinnen der im Museum of Women gezeigt.
Piloten haben immer die schönsten Mädchen um sich
Solche Geschichten und Clichés wie auch „an jeder Destination haben sie eine Freundin“, gibt es viele. Die erste Aussage stimmt natürlich die zweite trifft wohl eher für die Seefahrt zu. Im Gegensatz zu Schiffsbesatzungen haben wir eben die hübschen Kolleginnen immer dabei und an den Destinationen wird oft gemeinsam etwas unternommen. Als Schicksalsgemeinschaft kämpft man sich durch Unwetter, meistert heikle Situationen, hält dem Druck von allen Seiten stand und gibt alles für die Sicherheit und das Wohl der anvertrauten Passagiere und Maschine. Es ist deshalb selbstverständlich, dass man auch die Freizeit zusammen verbringt, Ausflüge macht, den Flug nochmals durchgeht oder zusammen verarbeitet und einander bei persönlichen Problemen hilft. Flight Crews sind generell unternehmenslustig, neugierig und sehr offen. Die Kolleginnen sind für vieles zu haben und haben aber auch erstaunliche Anliegen. In Amsterdam wollten sie unbedingt, dass wir mit ihnen das berüchtigte Rotlichtviertel besuchten. Wir schauten dann diskret weg als der Kapitän, der angeblich einen holländischen Kollegen besuchen wollte, aus einem Haus mit roter Lampe kam. Bangkok Neulinge wollten unbedingt mit uns als Anstandsmänner eine Pingpong Show und den Soi Cowboy besuchen. Das sorgte für etwas Verunsicherung in den Etablissements. Genossen habe ich jeweils die bewundernden und auch etwas eifersüchtigen Blicke wenn wir mit zehn tief verschleierten Kolleginnen im Schlepptau in Jeddah auf Besichtigungstour oder dem Markt waren.