Die Schminkpflicht für weibliche Flight Attendants war kürzlich Medienthema. Tatsächlich gibt es in den Airline Uniformen Reglementen archaische Vorschriften. Erst kürzlich wurde dem weiblichen Swiss Kabinenpersonal gestattet wie ihre männlichen Kollegen Schnürschuhe zu tragen. Mit herablassenden oder gar verächtlichen Blicken bedachten die Beauty Checker die am Crew Ausgang Stellung bezogen uns junge Piloten die es mit dem Uniformen Reglement nicht sehr genau nahmen.
Mit geübtem Blick prüften sie Schuhe, gute Arbeitsbedingungen waren kein Kriterium, Rotintensität der Lippen und Frisur der nachfolgenden weiblichen Kabinenkolleginnen. Einige fuhren Auserwählten mit dem Zeigfinger über den Rücken um mit dem sogenannten BH-Check festzustellen ob das vorgeschriebene Bekleidungsstück auch getragen wurde. Heute völlig unvorstellbar. Jahre später fuhr die Kabinen Chefin der zweiten Crew im Bus eines meiner Mädchen barsch an: „Du weisst genau dass du die Haare zusammen binden musst“. Den Reflex mit geübtem Griff die Haare zusammen zu nehmen und ein Band darüber zu stülpen stoppte ich mit fürsorglicher Handbewegung und zur Reklamierenden gewandt: „Du weisst genau, dass du nicht in meine Crew hinein zu befehlen hast“. Während sie mit ihrer kichernden Crew entrüstet und hochrot sitzen blieb, stiegen wir gut gelaunt die Flugzeugtreppe hoch, die Kollegin aufrecht mit schönem offenem Haar. Piloten haben es einfacher. Sie müssen fliegen können und es kümmert niemand ob die Haare am Kragen aufstehen oder, bei Flight Attendants streng verboten, ein Tattoo sichtbar ist. Ich habe mir die Haare oft an der Destination schneiden lassen. Ich konnte so zu Hause Zeit sparen im Wissen, dass es meine Beringer Coiffeuse notfalls richten würde. Einmal war es unmöglich. Ich habe im Hairdresser Salon in L.A. zu spät bemerkt, dass ich einziger Kunde war. Der zuvorkommende Typ setzte das elektrische Schneidwerk vom Nacken bis zur Stirn an und fragte ob es so recht sei. Haare waren allerdings keine mehr übrig. Lachend, was blieb übrig, stimmte ich der Vollendung des Millimeterschnitts zu. Wir unterhielten uns dabei angeregt. Er sei eigentlich nicht Coiffeur sondern habe bis vor kurzem in New York Flugzeuge beladen. Kalifornien sei aber angenehmer und Job sei Job. Lieber an meiner Frisur als nebenan im Douglas Werk. Als wir in Long Beach Flugzeuge kauften war jeweils ein Team von Schweizer Kontrolleuren Vorort um die Montage zu überwachen. Bei vollen Auftragsbüchern wurden nämlich Ungelernte von der Strasse geholt. Diese setzten die Nieten nicht immer dort wo vorgesehen und hinterliessen Fastfood Verpackungen und Cola Büchsen im unfertigen Flügel. Die elektrischen Drähte waren auch nicht immer wo der Plan sie vorsah, was bei der Swissair 111 Unfalluntersuchung klar wurde. In Douala betrat ich einen Coiffeur, Beauty und Massage Salon. Ehrfürchtig fragte mich die Coiffeuse bei jeder Bewegung ob es recht sei. Nach der langen Sitzung und der erlösenden Antwort ich sei sehr zufrieden bat sie ein Foto machen zu dürfen und ihre Kolleginnen zückten ebenfalls ihre Handys. Bei vielem ist Afrika leider stehen geblieben in den letzten Jahrzehnten. Aber Mobiltelefone haben fast alle. Erstaunlicherweise sind die Antennen auch nicht gerne gesehen und werden lustig getarnt etwa in Bäumen. Auf das vertrauliche Massage Angebot meiner Coiffeuse im ersten Stock verzichtete ich und verliess das Lokal durch ein Spalier Schaulustiger. In Bombay ist übrigens Kopfmassage schon lange Bestandteil des Haarschnittes hingegen war im alten Peking gewöhnungsbedürftig wenn einem auf dem Pissoir eine Nacken Massage verpasst wurde. Wohl tat hingegen eine Fussmassage nach einem langen Flug. Mindestens mussten die Chinesinnen den Copiloten und mich wecken, sie wären fertig und möchten gerne schliessen.