Berna-Radio - verlässliche Verbindung zur Heimat

Geschrieben von Markus Müller

Kürzlich ist Bob Thomann verstorben. Der Name sagt kaum einem Piloten etwas, aber alle älteren Langstreckenpiloten haben mit ihm gesprochen. 1973 hat er im Auftrag der eidgenössischen, einzigen nicht am Meer gelegenen, Küstenfunkstelle BERNA-Radio als Sprachverbindung zu Flugzeugen rund um den Globus aufgebaut und unzählige Piloten über Funk im Bereich 2800 bis 26999 Megahertz unterstützt. In seiner Job Beschreibung an die damaligen Swissair Piloten schrieb er: „Der Operator sitzt in einem kleinen Holz-Glashäuschen und hört sich das Rauschen, Pfeifen, Heulen und Knurren aus 7 verschiedenen Lautsprechern an“.

Er freute sich den Duft der weiten Welt mitzubekommen, über Kartengrüsse sowie persönliche Kontakte: „Viele Captains, Copis, F/Es bis hin zur hübschen Hostess fanden den Weg nach Bern um BERNA zu besuchen“. Für die Piloten war es ein grosser Fortschritt mit Informationen rund um die Uhr über Wetter, Flugplätze und vieles mehr. Mit Phone Patches wurden wir via BERNA mit Teilnehmern des Telefon Festnetzes verbunden. Auch im Cockpit war es ein Rauschen, Pfeifen, Heulen und Knurren wenn Piloten und Bodenstationen auf der ganzen Welt gleichzeitig in den Äther schrien. ERs galt dann wenig belegte Frequenzen zu finden. Phone Patches waren sehr nützlich um mit Swissair Stellen, Technikern, Aussenstellen oder Angehörigen zu sprechen. Das führte oft zu speziellen Situationen. Etwa als mein Kollege über Bangladesch versuchte seiner Frau im Ferienhaus zu erklären, er habe eventuell in der Wohnung vergessen das Bügeleisen auszuziehen. Ich verzweifelte derweil fast weil ich unter ebensolchem Rauschen, Pfeifen, Heulen und Knurren die Position durchgeben, gleichzeitig von Burma die Überflugbewilligung einholen und den Chinesen unser voraussichtliches Eintreffen über Kunming, einer kritischen Luftstrassen Kreuzung, ankündigen musste. Akute Krankengeschichten wurden mit REGA Ärzten oder Spezialisten besprochen, Todesfälle und Geburten an Bord gemeldet, das Restaurant in Bangkok reserviert oder Tickets für das Musical in New York bestellt. Letzteres nicht unbedingt im Sinne der für die Dienste bezahlenden Airline. Mit der Satelliten Kommunikation wurde BERNA-Radio überflüssig und vor ein paar Jahren eingestellt. Die von Rauschen, Pfeifen und Heulen begleitete Funkerei gehört in entlegenen Gegenden oder über Meer und Wüste immer noch zur Langstrecken Kommunikation. Positionsmeldungen und Anweisungen an Piloten werden über Atlantik, Ozean oder Afrika aber zunehmend mit Textnachricht übermittelt. Elektronik und Digitalisierung haben den Bordfunker ersetzt, die Arbeit im Cockpit erleichtert aber auch komplexer gemacht. Die Frage nach zunehmender Verletzlichkeit wird gerade in jüngster Zeit mit der Thematik Blitzschlag gestellt. Blitzschläge ins Flugzeug sind extrem laut, blenden und erschrecken. In der Regel sind sie aber harmlos. Gewitterwolken sieht man am Bordradar. Blitze können aber auch aus diesen heraus oder daneben auftreten. Nach dem Start in Johannesburg haben wir eine grosse Gewitterwolke umflogen und wurden trotzdem aus heiterem Himmel vom Blitz getroffen. Ein Triebwerk verschluckte sich dabei kurz was als technisches Problem automatisch nach Zürich übermittelt wurde. Prompt kam die Anfrage ob alles in Ordnung sei. Nach Prüfung der Instrumente setzten wir den Flug fort. Nach einem Blitzschlag muss das Flugzeug von einem lizenzierten Mechaniker gescheckt werden. Falls das Fahrwerk ausgefahren war  dauert die Prüfung deutlich länger. Blitze im Nachtflug beobachten ist ein fantastisches oft stundenlanges Schauspiel. Ebenso das Blitzen und Leuchten in den stark geheizten und mit Metall Beschichtungen und Drähten durchsetzten mehrschichtigen Cockpitscheiben in Gewitternähe und in elektrisch aufgeladenen Luftmassen. 

 

 

 

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