Eine Reise nach Budapest weckt Erinnerungen

Geschrieben von Markus Müller

Piloten tragen den symbolische Flügel oder Wing stolz auf ihrer Brust. Swissair beliess es bei goldenen Streifen am Ärmel, drei für Copiloten, vier für Kapitäne. Viele hefteten deshalb eigene Wings auf die Uniform. In den neunziger Jahren wurde dann der letzte Woche verstorbene Industrie- und Modedesigner Luigi Colani beauftragt, einen Piloten Wing zu gestalten. Daraus wurde der Auftrag neue Uniformen für alle  neu zu entwerfen mit Kosten von 17 Millionen. Colani war bekannt für seine Liebe zur Fliegerei mit ausschliesslich runden Formen die allerdings in der Praxis kaum je zum Fliegen kamen.

Eine Uniform von ihm könnte hinhauen, freuten wir uns auf unsere Wings. Es stellte sich dann zu unserer Enttäuschung als simples Plastik Namensschild heraus ohne klar erkennbare Bedeutung. Colani selber träumte vom stilisierten zukünftigen Supersonic (Überschall) Transporter, ornithologisch Interessierte tippten auf abstrakten Adler, andere auf  Wolke. Wir Betroffenen ärgerten uns, wenn wir gefragt wurden was der Fuss mit einer Zehe zu viel bedeuten würde. Zweite Colani Enttäuschung waren die Streifen, die nicht mehr um den Ärmel liefen wie weltweit üblich in See- und Luftfahrt, sondern auf  schräge abgeschnittene Bänder reduziert wurden. Definitiv der Lächerlichkeit preis gab uns der leuchtend gelbe bis fast auf den Boden reichende, Kanarienvogel genannte Trenchcoat. Viele holten ihn gar nie ab. Meine Frau schickte mich, aus Sorge für meine Gesundheit im kalten  Anchorage, Toronto oder Tokyo, zur Uniformierung. Das 700 Franken teure Stück hängt immer noch ohne je getragen zu sein im Schrank. Etwas Gutes hatte das hässliche Ding. Man konnte die Stewardessen leicht im Duty Free orten. Das Grounding hat uns dann wenigstens die ersehnten Wings gebracht. Swiss kennzeichnet ihre Piloten wieder mit umlaufenden Streifen am Ärmel und metallenen Wings auf dem Kittel. Nicht nur Colanis Tod weckt Erinnerungen sondern auch die Kantonsratsfraktions Reise am letzten Wochenende nach Budapest. Der Burgenhügel Besuch über der Donau liess beim ehemaligen Flight Attendant Corinne Uhlmann aus Stein am Rhein und mir die Aufenthalte und Erlebnisse im Hilton mit seiner historischen Umgebung aufleben. Das auf den Klostermauern zum heiligen Niklaus und dem Jesuitenkolleg aufgebaute Hotel sieht  nach einem viertel Jahrhundert immer noch gleich aus und wir liessen es uns nicht nehmen mit den Fraktionskollegen in der Erinnerungen weckenden Hotelbar anzustossen. Wir kamen damals abends an und trafen uns nach dem Zimmerbezug in eben dieser Bar vor dem Abendessen bei ungarischer Zigeunermusik in einer der vielen Weinstuben. Nachher ging es oft zur benachbarten Fischer Bastei mit einer Disco in der ehemaligen Kathedrale. Angeflogen sind wir damals Budapest mit DC-9, MD-80 und Fokker 100. Übrigens war auch bei diesen Flugzeugen die Schwerpunktlage ein Thema und nicht erst heute bei den aktuell gegroundeten Boeing 737 und den neusten Airbussen. Im Gegensatz zum heutigen Einsatz von unterstützenden Bordcomputern und laufenden Software Anpassungen lösten wir die Probleme damals indem Passagiere von hinten nach vorne umgesetzt wurden oder auch Sandsäcke im vorderen Frachtraum eingeladen wurden. Die Lage des Schwerpunkts wird durch Anzahl Passagiere und wo sie sitzen, Menge an Fracht in welchem Frachtraum sowie Treibstoffmenge in welchem Tank definiert. Ist der Schwerpunkt weit vorne wird mehr Kerosin verbraucht im Flug, liegt er zu weit hinten wird das Flugzeug instabil, schwierig zu steuern und es kann zu gefährlichen Situationen führen. In Langstreckenflugzeugen wird die Schwerpunktlage durch die Verteilung des Treibstoffs auf die verschiedenen Tanks in Flügel und Rumpf optimiert. Nach dem Start können zudem bis vor der Landung bis zu sechs Tonnen Kerosin ins Höhensteuer  am Schwanz gepumpt werden.

 

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