Zuerst tönen „Schlötterlinge“ aus dem gelben Piper auf dem Flugplatz Schmerlat. Dann wieder Lob, "guet machsch da, so isches lieb". Sehen tut man nur zwei Beine im dunkelblauen Swissair Kombi, die unter dem Instrumentenbrett hervor schauen. Oberkörper, Kopf und die geschickten Hände sind unsichtbar und fädeln auf engstem Raum den zu ersetzenden Benzintank ein. Eine Menschentraube hat sich um das Flugzeug gebildet. Vom Akteur unbemerkt schaut und hört sie fasziniert dem Schauspiel zu. Szenenwechsel Flughafen Zürich.
Gebannt warten Flugzeugmechaniker und Elektroniker im Überkleid im Cockpit der DC-10 auf den Entscheid des Troubleshooters in seinen typischen braunen Manchesterhosen und dem karierten Baumwollhemd wie es weiter gehen soll um das Flugzeug wieder flugtauglich zu bekommen. Der Spezialist fragt uns Piloten mit penetrantem Nachhaken aus, wie sich die von uns festgehaltenen Mängel manifestiert hätten, welche Geräusche zu hören waren, welche Anzeigen auf das Problem hingedeutet hätten und was wir als Lösungsansätze im Flug bereits ausprobiert hätten. Er legt einen Schalter um und lauscht dem Klicken der Relais, setzt die Hydraulik Pumpen in Gang und lässt sich über Funk melden wie sich die Klappen am Flügel bewegen. Beide Male handelte es sich um den Schaffhauser Noldi Schudel. Ein Ausnahmetalent als Flugzeugmechaniker, der zu meiner Zeit in der höchsten technischen Liga als sogenannter Troubleshooter spielte, mit einer enormen Verantwortung. Troubleshooter werden eingesetzt um Lösungen vorzuschlagen, unter Rücksprache mit Ingenieuren und Herstellern, für schwierige technische Probleme. Über ein halbes Jahrhundert hat Schudel die Motorflugzeuge der Segelfluggruppe Schaffhausen gewartet. Für Swissair hat er enorme Summen gespart indem er die Flugzeuge wieder technisch einwandfrei und sicher in die Luft brachte. Jeder Pilot wusste, dass er dem Flugzeug mit der Freigabe durch Noldi Schudel im Logbuch vertrauen konnte. Er schlug auch unkonventionelle Lösungen vor und beschaffte Ersatzteile wo sie keiner vermutete oder sich traute zu beschaffen. Er liess Piloten aber auch wissen, immer mit breitem Begginger lachen, was er von ihnen hielt wenn sie seine bohrenden technischen Fragen nicht beantworten konnten. Kürzlich ist er mit 88 verstorben. Ein ehemaliger Flugzeugmechaniker: „Ich erinnere mich sehr gut und gerne an den genialen Troubleshooters mit seinem ausgeprägten schönen Schaffhauserdialekt.“ Es war eine Zeit wo geniale Mechaniker mit viel Wissen, Erfahrung, Improvisation und Einsatz viele Flüge retten konnten. Heute heisst es bei einem Fehler oft Computer wechseln. Wenn keiner vorhanden ist bleiben Flugzeug und Passagiere stehen bis Ersatz eingeflogen ist. So verpasste Thomas Hurter kürzlich fast seine Wahlfeier als wieder gewählter Nationalrat weil sein Flug von Boston wegen einem technischen Problem ausfiel. Aber sonst kann ein technischer Ausfall für die Crew durchaus erfreulich sein. In Nairobi kamen wir so zu einer Woche Aufenthalt. Zweimal wurden neue Navigationscomputer eingeflogen bis herausgefunden wurde, dass sich wegen einem falsch programmierten Navigationspunkt alle drei Computer aufhängten ohne Reset Möglichkeit. Einen verlängerten Aufenthalt genossen wir in Rio als die DC-10 wegen Fahrwerk Problemen stehen blieb. Der technische Rückflug ohne Passagiere in die Schweiz mit Zwischenlandung Dakar war dann für die Flight Attendants mit Ferienstimmung verbunden. Einen Flug von Miami konnten wir nur retten, weil zwei Swiss Techniker zufällig privat an Bord waren und die A330 Lizenz hatten. Das eigentlich zuständige Wartungspersonal einer amerikanischen Airline wusste nicht weiter. Die beiden Ferienreisenden besorgten sich Ersatzteile bei einer anderen Airline und montierten sie sodass die lokalen Mechaniker nur noch den Papierkram erledigen mussten.