Die Fliegerei entwickelt sich – Silber verträgt kein Ei

Geschrieben von Markus Müller

Die Fliegerei hat sich enorm entwickelt von fliegenden abenteuerlichen Kisten bis zum heutigen sicheren und komfortablen Transportmittel. Eindrücklich ist  die kontinuierliche Reduktion des Treibstoff Verbrauchs respektive Ausstoss von Schadstoffen. Die Swiss Flotte verbraucht heute im Schnitt 3,11 Liter Kerosin pro 100 Passagierkilometer. Eine Reduktion von 30 Prozent in 15 Jahren. Das kommt in der unbestritten berechtigten CO2 Diskussion leider kaum zum Ausdruck.

Hingegen wird viel Unsinn geschrieben. Etwa dass Bundesbeamte nicht Business fliegen sollten wegen zu hoher CO2 Belastung. Als Steuerzahler befürworte ich das sehr. Der CO2 Ausstoss bleibt hingegen genau gleich auch wenn der Betreffende in der Holzklasse (Economy) fliegt. Solange sein Gewicht gleich bleibt. Sein Business Sitz, vom in Anspruch genommenen Platz unbestritten weniger effizient und schwer, fliegt auch leer mit oder wird höchstwahrscheinlich durch einen Economy Passagier mit Upgrading besetzt um Platz zu schaffen für einen Last Minute Billigflieger. Es ist eigentlich auch falsch, Flugpassagieren ein schlechtes Gewissen einzureden. Der grosse Verbraucher und damit Umweltsünder ist nämlich das Flugzeug als Leermasse. Ein Passagier mehr oder weniger wirkt sich hingegen viel weniger aus. Wenn also etwas für die Umwelt gemacht werden soll, müssten systematisch Flüge gestrichen werden und nicht einzelnen Passagieren das Fliegen vergrault werden. Temporär Flüge streichen ist im Linienverkehr nicht erlaubt. Es macht deshalb mehr Sinn das Flugzeug zu füllen als halbleer herum zu fliegen was früher oft der Fall war. Den Blick am Jahresende zurück wendend, hat sich auch das Umfeld stark geändert. Die Welt ist leider nicht friedlicher geworden und die Geschäftswelt hat sich konzentriert. Wir hatten früher schöne Aufenthalte in Teheran, Damaskus, Jeddha oder Amman. Geblieben sind mit Cairo, Tel Aviv, Dubai und Muskat elf Destinationen weniger. In Afrika flogen wir zwanzig Städte an, heute gerade noch drei. In Südamerika sind vier von fünf Destinationen verschwunden. Der Nordatlantik schrumpfte ebenfalls um einen Drittel. Heute muss hingegen alles täglich nonstop angeflogen werden. Früher waren es teilweise wöchentliche oder zusammengehängte Flüge. Das war vom Treibstoffverbrauch besser und für die Crews interessanter und Gesundheit verträglicher als heutige Ein- oder Zweinacht Aufenthalte. Der Wochenaufenthalt in Caracas war zuoberst auf der Wunschliste. Heute würde man keine Freiwillige für Venezuela finden. Natürlich war man so lange unterwegs auch hie und da neben den Schuhen. Etwa auf Fernost Rotationen über die Feiertage wo Weihnachten keine Bedeutung hat und Neujahr später stattfindet. Oder wenn das Wetter mehrmals zwischen Sommer und Winter wechselt. In Karachi tummelten wir uns am Pool, während es in Peking beissend kalt war und das feuchtheisse Bangkok nach über zwei Wochen Fareast fliegen kaum aufs Heimwetter einstimmte. Wir hatten eine unternehmenslustige Crew und gingen mit Ali im Dreckwasser vor Karachi segeln und besuchten, damals noch mit der obligatorischen Begleitung in Mao-Uniform, die chinesische Mauer. Die angeregten Diskussionen nach dem Erlebnis Nachtessen endeten meist feucht fröhlich. Unsere First Class Galley Stewardess, fürs Cockpit äusserst wichtig als Erstklass Küchenchefin, hatte die Gewohnheit diejenigen die bis zum Schluss durchhielten und ihr betreffend Trinkfestigkeit die Stange halten konnten zu einer letzten Runde einzuladen und dazu Eier zu kochen welche sie immer im Gepäck hatte. Dazu bestellte sie eine Aufschnitt Platte um die Eier dazwischen zu platzieren. Niemand dachte daran, dass Eier furchtbare Flecken hinterlassen auf Silberplatten. Die Rückgabe in der Hotelküche und die Reinigungskosten übernahmen wir Piloten.

        

Anhänge:
Diese Datei herunterladen (über den Wolken 11-19.pdf)über den Wolken 11-19.pdf108 KB
Kategorie: