In den siebziger Jahren schreckten Bombenattentate auf Flugzeuge und Entführungen mit Geiselnahmen die Welt auf. Auch die Swissair war davon betroffen. Über Würenlingen brachte eine Bombe eine Coronado auf dem Flug nach Tel Aviv zum Absturz. Eine DC-8 wurde auf dem Flug nach New York nach Jordanien entführt.
Nach bangen Tagen wurden Crew und Besatzung frei gelassen und das Flugzeug gesprengt. Mit technischem Fortschritt, konsequentem röntgen von Fracht und Gepäck, rigorosen Sicherheitskontrollen und internationalen Standards und Absprachen konnten diese schlimmen Ereignisse eingedämmt werden. Ein Schock war der Anschlag aus der Luft auf das World Trade Center in New York. Seither ist das Cockpit mit einer Panzertüre verschlossen und kann nur von den Piloten geöffnet werden. Die kürzlich erzwungene Landung in Minsk, im Prinzip eine staatlich angeordnete Entführung, ist eine neue Dimension von Luftpiraterie die man kaum für möglich gehalten hat. Ein Staat missbraucht seine Polizeihoheit entgegen den Abmachungen im ICAO Abkommen von Chicago und macht den Auftrag der Crew, die ihr anvertrauten Passagiere heil ans Ziel zu bringen, zunichte. Die ins Spiel gebrachte ominöse Bombe an Bord ist zu unglaubwürdig um die Piloten zur unplanmässigen Landung bewegt zu haben. Vor allem da der Ziel Flughafen Vilnius viel näher und die Landesgrenze nur gerade zwei Flugminuten entfernt war. Bewegten Kampfjets die Piloten zur Umkehr oder hat ein Deal stattgefunden hinten herum? Sollte die erwähnte Mig-29 die Boeing tatsächlich mit einem Abfangmanöver zur Landung in Minsk gezwungen haben, blieb den Piloten keine Wahl und auch die internationalen Abkommen sehen in so einem Fall vor, dem Kampfjet zu folgen. Wenn man ein bewaffnetes Kampfflugzeug gross im Cockpit Fenster sieht, stockt einem schon der Atem. Im Rahmen von Testflügen als technischer Pilot für SR Technics, bot ich der Schweizer Luftwaffe jeweils an uns, selbstverständlich ohne Passagiere an Bord, für Abfangübungen zu benutzen. Die Militärpiloten konnten sich so einem Grossraumflugzeugen, darunter Maschinen aus Venezuela, Nigeria, Bangladesch, Ghana, Philippinen oder USA, nähern. Die hinter uns stehenden ausländischen Piloten und Ingenieure hingen jeweils gebannt an den Fenstern. Die koordinierten Begegnungen über den Alpen waren für alle Beteiligten spannend, lehrreich, eindrücklich und machten viel Spass.
Froh, wieder in der Luft zu sein
Bis anhin wurde angenommen, dass sich auch totalitäre Regierungen an die internationalen Regeln halten und man ihren Luftraum sicher passieren kann. Hingegen muss man nach Verlassen des Flugzeugs eher mit Unannehmlichkeiten rechnen. Sei es bei der Einreisekontrolle, wenn Beamte mit den Ausweisen eines Crew Mitglieds für längere Zeit verschwinden oder dieses sogar isolieren. Auch willkürliche Kontrollen während dem Aufenthalt sind möglich. Es empfiehlt sich deshalb in gewissen Ländern nur in Gruppen aus dem Hotel zu gehen. Wenn sich Vorkommnisse häufen oder die Destination als gefährlich beurteilt wird, steigt die Crew gar nicht erst aus. Etwa in Lagos wo die Besatzung erst in Accra gewechselt wurde oder auf dem Teheran Flug wo eine vollständige Crew mitgeführt wurde für den Rückflug. Es kommt auch ein mulmiges Gefühl auf, wenn eine schwer bewaffnete Patrouille durch die Kabine geht und die Passagiere mustert oder die Startbewilligung unbegründet auf sich warten lässt. Die Erleichterung kommt in solchen Ländern erst wirklich wenn die Gashebel angeschoben und das Fahrwerk eingezogen werden kann. Ein ganz anderes befreiendes Gefühl kommt nach dem Start in Delhi und Mumbai im Steigflug auf, das aber mit den Umweltproblemen dieser riesigen Metropolen zu tun hat. Während dem Aufenthalt hat man sich an den belastenden Smog gewöhnt und erst im Steigflug, meist bei etwa zehntausend Fuss, atmet man plötzlich wieder viel freier und auch die Sicht ist wieder viel besser. Zuhause beim Koffer auspacken riecht man es dann wieder.
Ein Stück Heimat ist weg
Tausendmal war die Freigabe zum Flugfunkfeuer Trasadingen (TRA 114.5 MHz) die Erlösung von einem langen Nachtflug und die Aufforderung nochmals alle Aufmerksamkeit zu mobilisieren für die Landung in Kloten. Es war ein nach Hause kommen nach einem kürzeren oder längerem Auslandaufenthalt, nach Flügen über andere Kontinenten, nach Leben in anderen Kulturen, eben die Ankunft in der Heimat. Bei schönem Wetter kann man unten den Randen, den Rheinfall und das eigene Haus im Klettgau sehen. Bei geschlossener Wolkendecke stellt man sich die bekannte Landschaft vor und bei Nebel schimmert die Lichtverschmutzung der Stadt Schaffhausen durch. Jedem Linienpilot der je in Kloten landete oder Europas meist beflogene Luftstrassenkreuzung im Klettgau überflog war Trasadingen ein Begriff. Am vierten Mai wurde das legendäre Funkfeuer nach dreissig Jahren zuverlässigem Betrieb demontiert. Neue Technologien, welche navigieren mittels Satelliten ermöglichen, machen den Sender überflüssig. Damals aber waren diese sogenannten Drehfunkfeuer, in der Fachsprache VOR (VHF-Omnidirectional-Range) ein revolutionärer Fortschritt in der Flugnavigation. Er gab dem Flugverkehr eine grössere Unabhängigkeit vom Wetter und erlaubte die Luftstrassen intensiver zu nutzen mit kleineren Abständen zwischen den Flugzeugen. Mit den empfangenen Signalen im UKW Bereich kann der Pilot mit dem entsprechenden Empfangsgerät und Anzeigeinstrumenten seine exakte Position bestimmen und die von der Navigationshilfe ausgehenden Luftstrassen oder Anflugrouten auf Flugplätze abfliegen. Die Frequenz musste anfänglich manuell eingegeben werden und mit dem permanent ausgesendeten Morse Identifikationssignal akustisch verifiziert werden. „Lang, kurz-lang-kurz, kurz-lang“ für TRA. Moderne Navigationscomputer wählen die Stationen selbständig an.