Der erste Alleinflug im Segelflugzeug bleibt unvergesslich und gleich eindrücklich war der erste Solo Motorflug in Florida notabene im stark Metall haltigen Luftraum. Gemäss altem amerikanischen Fliegerbrauch wurden nach der Landung die Daten auf meinem völlig durchschwitzten Hemdrücken festgehalten, ausgerissen und in einen Bilderrahmen gespannt. Das ganze artete in einer feucht fröhlichen Poolparty aus.
Das Stoffdokument hängt immer noch an der Wand und dem Hemd hat eine Fliegerfreundin einen neuen Rücken eingesetzt. Allerdings befürchte ich, fehlt mittlerweile etwas Stoff an einem anderen Ort. Ein weiterer Meilenstein war der erste Jet Start im Flugtraining auf Malta mit einer DC9. Die Zweifel, dem schnellen Gerät geistig ständig hinterher laufend, es je zum Linienpiloten zu schaffen lösten sich rasch und wichen der Freude auf Klippenhöhe die Insel mit fünfhundert Sachen umrunden zu können. In der Streckeneinführung schossen einem dann die wildesten Gedanken durch den Kopf was alles passieren könnte allein im Cockpit gelassen, als der Kapitän zum ersten mal auf die Toilette musste. Bald haben wir aber den Umstand, dass die Toilette in der DC9 ganz hinten war, ausgenutzt um die unbeliebteren Kapitäne zu ärgern. Sobald wir annehmen konnten sie hätten sich in Position gebracht, traten wir kräftig in die Seitensteuerpedale, was das Flugzeug zu einem veritablen Ausschlagen des Hecks veranlasste. Mitfühlend haben wir auf die plötzlich aufgetretenen Turbulenzen hingewiesen wenn der Chef fluchend im Cockpit erschien. Ebenfalls in die Analen eingehen wird der erste Flug als frisch gebackener Kapitän. Da war definitiv niemanden mehr den man fragend anschauen konnte, sollte etwas nicht nach Plan verlaufen. Und bereits der erste Flug verlief nicht nach Schulbuch. Als Schönwetterflug nach Madrid geplant, änderte sich die Situation drastisch als wir über Saragozza angewiesen wurden, in elftausend Metern Höhe eine Warteschlaufe zu fliegen wegen Radar Problemen. Wir landeten schlussendlich am Bestimmungsort aber die Kerosen Reserven waren bedenklich geschwunden.
Cat3 B revolutioniert Verkehrsfliegerei
Herbstzeit heisst Nebel und bedeutete früher bereit zu sein, in Basel gestrandete Flugzeuge zu holen. Nebel in Zürich heisst kein Nebel in Basel. Die Flugzeuge verfügten über keine automatische Landemöglichkeit was öfters Durchstartmanöver mit Ausweichlandung zur Folge hatte. Die nächste Generation war fähig automatisch zu landen immer noch mit minimal notwendiger Sicht. Die MD-11 Generation, mit der sogenannten Cat3 B Fähigkeit ausgestattet, revolutionierte die Blindlandemöglichkeit und konnte bei richtiger Bereitstellung des Flugzeuges durch den Piloten und entsprechender Ausrüstung des Flugplatzes selbständig landen, ausrollen und abbremsen. Mit schmunzeln erinnere ich mich, als ich als junger technischer Pilot den alten misstrauischen Cracks erklären musste, dass sie tatsächlich nichts sehen müssen und trotzdem landen dürfen, vorausgesetzt die Instrumente zeigen richtig. Ein gestandener Kapitän kam denn auch prompt ins Büro gestürmt. Er habe ein Unglück vermieden indem er im letzten Moment eingegriffen habe und das Flugzeug im dichten Nebel von Hand gelandet habe. Er verlangte eine Untersuchung und Sperrung der Blindlandemöglichkeit. Die Datenauswertung zeigte dann allerdings, dass er weder den Autopilot ausgeschaltet noch diesen je übersteuert hatte, was technisch auch gar nicht möglich war. Er hatte lediglich angespannt mitgefühlt und schlussendlich das Irrgefühl, er habe das Flugzeug gesteuert und gelandet. Diese Zeiten sind vorbei und das Vertrauen in diese für Pilot, Unterhalt und Flugplatz anspruchsvolle Technologie da. Leider hatte der erste Löhninger Swissair Pilot diese Technik noch nicht zur Verfügung. Kurt Walter stürzte am 7. Januar 1938 bei Paris mit der DC-2 / HB-ITA ab. Der erst sechsundzwanzigjährige Flieger-Oberleutnant stand nach der militärischen Pilotenausbildung erst ein Jahr im Einsatz als Bordfunker und der Wechsel in den vorderen Pilotensitz stand unmittelbar bevor als ihn der Fliegertod ereilte.
Starken Wind und Turbulenzen beherrscht der Autopilot übrigens nicht und der Pilot ist (zum Glück) wieder gefragt mit der menschlichen Eigenschaft nicht nur digital zu reagieren sondern Erfahrung einbauen und vorausschauen zu können. Der Referent der Schaffhauser Lehrerkonferenz hat es treffend ausgedrückt: „Der Computer weiss zu wenig über die Welt“.
Fliegen und Einsatz der Automatik bleiben weitgehend Charaktersache. Man muss die Grenzen sehen und beachten. Das führt auch heute noch zu Ausweichlandungen oder Flugumkehr was von Passagier und Boulevardpresse nicht immer verstanden wird. Gewürdigt wurde es hingegen durch das neuste Resultat einer Europa weiten Umfrage, wo Piloten nach Feuerwehrleuten einmal mehr die höchsten Vertrauenswerte erreichten. Damit kann ich persönlich den schlechten Vertrauensbonus kompensieren den Politiker und Journalisten laut Umfrage geniessen.