Vor zwei Wochen habe ich in Bangkok ein Flugzeug übernommen mit dem Eintrag "Bird Strike" im Tech Log. Mein Vorgänger hatte im Anflug offenbar einen Vogel erwischt was einen Check durch die Mechaniker bedingt. Rob, unser holländischer Engineer, hat nichts gefunden und das Flugzeug technisch frei gegeben. Humorvoll ergänzte er den amtlichen Eintrag im Bordbuch mit der Bemerkung: „Birds family informed“, Vogelfamilie informiert.
Den Konfliktverkehr mit Vögeln, der böse enden kann wenn diese gross sind oder die ganze Vogelfamlie beteiligt wäre, können wir leider nicht vermeiden und er nimmt zu, werden doch immer mehr ökologisierte Flugplätze zu Brutparadiesen. Der eigentliche Luftverkehr und die Belegung der Lufträume nehmen aber sehr viel stärker zu. Dank technischem Fortschritt, sprich genauere Navigation und raschere Kommunikation, können wir das überhaupt bewältigen und die Fliegerei dabei erst noch sicherer machen. Dieser Vorgang muss weiter laufen um die rasante Zunahme der Reiselust insbesondere der Asiaten bewältigen zu können und zudem noch ökologischer und ökonomischer fliegen zu können. So werden die Abstände auf den Luftstrassen ständig verkleinert. Dies ist möglich weil die Piloten mittlerweile die Position der anderen Flugzeuge auf den Navigationsinstrumenten präsentiert haben, mit Informationen über Geschwindigkeit und Trend im vertikalen und horizontalen Abstand. Das gibt eine zusätzliche Sicherheitsebene zur Boden Radarführung und der direkten Sicht. Letztere muss relativiert werden, ist es doch fast nicht möglich von Auge zu sehen ob ein entgegen kommendes Flugzeug den minimal verlangten vertikalen Abstand von nur dreihundert Metern hat bei einer relativen Geschwindigkeit von fast zweitausend Stundenkilometer. In Flugplatznähe spielen zusätzlich Gelände und Pistensystem eine grosse Rolle und bestimmen Lande- und Startkapazität. Das ist in Zürich schwierig mit ungünstigem Pistensystems, politischen Auflagen über die Landesgrenze hinweg, einschränkenden Lärmrouten und weltweit einzigartigem Misstrauen gegenüber Technik und Mensch. Wir beschränken uns zunehmend selber, was sicher den Rest der weit fortschrittlicheren Aviatikwelt freut.
Lernen auch im Bodenverkehr
Nach dem Bangkok Flug wie üblich Stau am Eglisauer Kreisel und die Neuhauser Lichtsignale lassen gerade mal zwei Autos durchfahren mit völlig unnötiger Kolonnenbildung. Anders in den asiatischen Metropolen. Mit der Sukhumwit und Ratchadapisek Road treffen in Bangkok vier acht bis zehnspurige Strassen, alle mit Gegenverkehr, aufeinander. Alle Spuren sind vollgestopft und dazwischen schieben Strassenhändler ihre Karren. Beim warten sammeln sich die Motorräder zuvorderst in bester Ausgangslage. Ein unlösbarer Knoten würden wir meinen. Aber es funktioniert genial mit Geduld und Disziplin. Das Lichtsignal hat eben keine unsinnige Gelbphase sondern in allen Richtungen wird die Länge der Grün- und Rotphase in Sekunden angezeigt. Damit kann jeder Verkehrsteilnehmer ohne Zeitverlust sofort losfahren. Und die Phase dauert nicht zehn Sekunden sondernd zwei Minuten und mehr. Man könnte getrost den Motor abstellen, was die Thailänder selbstverständlich nicht tun. Es ist sogar möglich als Fussgänger diese Megakreuzung zu überqueren wenn man all die relevanten Zeitangaben berücksichtigt. Wehe man übersieht aber eine Digitaltafel oder ist auf der Kreuzung wenn der Zähler bei Null ist. Mit unvorhersehbaren Bewegungen mischen die Tuktuks, heulende Dreirad Taxis, den Verkehr zusätzlich auf. Sie weichen aber immer mehr den violetten Taxis und werden zur wagemutigen Touristenattraktion. Drei und mehr Personen auf dem Motorrad und zwischen dem Lenker noch ein Baby sind keine Seltenheit und der Damensitz für weibliche Passagiere ist usus. Auch die Parknot wird erfinderisch gelindert. Hinter der parkierten Reihe werden zusätzliche Autos quer abgestellt. Bedingung ist, dass die Handbremse gelöst ist und kein Gang eingelegt ist. Nach Bedarf werden diese Wagen hin und her geschoben, dass hinaus und wieder in die Lücke hinein gefahren werden kann.
Verkehr auf allen Ebenen
Mit zunehmender Dämmerung und erträglicheren Temperaturen nimmt der Fussgängerverkehr zu und die Gehsteige werden zu Marktstand Alleen. Kunsthandwerk, Kleider, Uhren – beide meist nicht echt auch die IWC nicht -, Messer und Esswaren werden angeboten. Dazwischen die penetranten Werber für Pingpong Shows und andere Vergnügungen. Über der Strasse donnert der praktische Skytrain. Auch da haben uns die Asiaten einiges voraus. Mit aufladbarer Karte kann man jedes Verkehrsmittel benutzen, der Betrag wird beim aussteigen abgebucht. Unter den Tischen tauchen weitere Verkehrsströme auf. Wenn man plötzlich Bewegung oder Widerstand am Fuss bemerkt, handelt es sich wahrscheinlich um eine fette Ratte. Schaut man genauer hin säubern Scharen von Kakerlaken den Boden. Diese wiederum sind dann am nächsten Stand in frittierter Form erhältlich neben Heuschrecken und Maden. Nach Mitternacht räumen die Strassenhändler ihre Ware ab, die Nachtclubs werden geschlossen. Seit ein paar Wochen eine Stunde später weil ein neuer Polizeichef im Amt ist. Die bedachten Holzstände werden zu tolerierten Strassenbars bis in den Morgen. Bei der stets freundlichen Noi nehmen wir unseren Schlummertrunk.