Über Winnipeg erhielten wir von unserem Dispatcher in New York die Landeinformationen für Los Angeles mit der Bemerkung, um Viertel vor fünf herrsche VIP Verkehr und es wäre gut, wenn wir etwas früher landen würden. Mit der Vermutung dass uns, wie kürzlich in Chicago, die Air Force One in die Quere kommen könnte, erhöhten wir die Geschwindigkeit auf Mach 0.83, von einundachtzig auf dreiundachtzig Prozent der Schallgeschwindigkeit, was immerhin eine Verbesserung der Ankunftszeit von zehn Minuten ergab.
Allerdings erkauft mit über fünfhundert Kilogramm Mehrverbrauch an Kerosen. Nach einem wunderschönen Anflug der Küste entlang und genau über Downtown L.A. und Hollywood kam uns beim ausrollen eine ganze Armada Kampfhelikopter entgegen. Sie fächerten sich auf und landetet an strategischen Punkten. Kurz nach unserer Ankunft wurde der Internationale Flugplatz für eine halbe Stunde geschlossen bis die B-747 mit Obama an Bord gelandet war und er im Helikopter wieder entschwebte - auf letzter Wahlkampftour und um noch ein paar Millionen einzutreiben für den aufwändigen Wahlkampf. Im Fernsehen hiess es, er werde als Schlussakt in achtundvierzig Stunden die Staaten Missouri, Kalifornien und Forida bereisen. Die halbe Tonne war also gut angelegt, denn die Reserven hätten kaum gereicht zum warten in der Luft und wir hätten wohl den Ausweichflughafen Ontario anfliegen müssen. Nach dreizehn Flugstunden nicht unbedingt erstrebenswert, da das Flugzeug ja dann nach der Betankung auch noch überflogen hätte werden müssen. Die Verspätung hätte sich zudem während Tagen auf den Einsatz der Maschine ausgewirkt. Bereits ein paar Tage nach den Wahlen, mittlerweile Ferien halber in Texas angekommen, war die Wahl kein Thema mehr und alle sind froh wieder normales Fernsehen konsumieren zu können. Mindestens die Texaner scheinen nicht sehr optimistisch für die nächsten paar Jahre. Etwas symptomatisch für diese Wahlen, meinte ein befreundeter Rancher vertraulich, er sei seit Geburt Republikaner, aber gewählt habe er erstmals demokratisch. Er traue eben Romney nicht weil dieser wohl noch mehr lüge als Obama. Ich solle das aber seiner betagten Mutter nicht sagen.
JD, JR, Thanksgiving
An der World Show, der Weltmeisterschaft für Quarter Horses in Oklahoma, faszinierten einmal mehr das aufeinander treffen von zelebriertem Brauchtum, Tradition, Hightech und Kommerz. Während zwei Wochen wurden Dutzende von World Champions, ganz ihrem Weltordnungsverständnis entsprechend, unter Amerikanern ausgemacht. Mein Freund J.D. Yates aus Pueblo Colorado holte sich wie jedes Jahr zwei Titel und zwei Vizemeister im Roping. Die involvierten Pferde verkörpern Werte von Spitzenspringpferden. Roping, wo mit dem Lasso Kälber eingefangen werden, ist das Freizeitvergnügen jedes Ranchers und hat als Wettkampf etwa den Stellenwert wie bei uns die Abfahrt. Nach seinem Doppelsieg waren wir zum Siegestrunk in seinem Stalltrakt eingeladen. Wer eine Champagnerrunde erwartet hatte täuschte sich. J.D., seinen vollen Namen hatte er mir einmal nach viel Bier zum sofort wieder vergessen verraten, holte ein Eis beschlagenes Einmachglas aus dem Kühler und liess es kreisen unter den mexikanischen Stallburschen, den Millionen schweren Pferdebesitzern, Familie und Freunden. Moonshine Whiskey oder nichts, meinte er verschmitzt auf den fragenden Blick meiner Frau und nickte anerkennend als sie sich hustend einen Schluck genehmigte. Nach zehn Minuten war die Feier vorbei und er verlud seine zwei Dutzend Pferde auf zwei achtzehn Meter lange Sattelschlepper. Ihn selber trafen wir in der Hotelbar wieder. Dass mit grossen Buchstaben das Betreten der Tanzbühne mit Sporen verboten war, kümmerte ihn wenig. Von J.D. zu J.R. Von der neu aufgelebten Serie “Dallas” die im Swiss Unterhaltungssystem gezeigt wurde motiviert, besuchten wir die Southfork Ranch wo die Kultserie gedreht wurde. Zimmer, Bäder und Swimming Pool waren längt nicht so beindruckend wie im Film aber immerhin. Nachdem J.R. vor Jahren im Film angeschossen wurde pilgerten offenbar so viele Leute an den Ort des vermeintlichen Geschehens, dass der Ranch Besitzer der mit seiner Familie ausserhalb der Drehzeiten dort lebte den Rummel nicht mehr ertrug und das Anwesen mit ansehnlichem Gewinn verkaufte. Nun ist leider, kurz nach unserem Besuch der Film Bösewicht aber offenbar ganz nette Kerl tatsächlich und real gestorben. Die Pilgerströme setzten sofort wieder ein. Wir haben Thanksgiving auf einer anderen Traditionsranch erfreulicher verbracht. Der Gong des ältesten Sohns gebot dem Smalltalk Einhalt und alle lauschten andächtig der Familiengeschichte ab iPad, begonnen mit der Ankunft der Mayflower. Alle reichten sich beim Aufruf zum Zusammenhalt die Hände und quittierten mit einem kräftigen Amen. Das Turkey Buffet war eröffnet. Etwas mehr in diese selbstbewusste Richtung würde uns Schweizern durchaus gut tun. Und etwas vom praktischen pragmatischen Sinn. Am Schluss schnappten sich nämlich alle eine Plastikdose und füllten das berühmte “Dogybag”. Wenn schon Thanksgiving dann richtig. Am andern Tag genossen wir den zweiten Truthahn, diesmal von Kantonsratskollegin Regula Widmer und ihrem Mann und Pilotenkollegen Markus vorzüglich zubereitet. Wir holten dabei gleich noch konstruktiv die wegen Ferien verpasste Budgetdebatte nach unter Floridas Sonne.