Fussballer, Gold und Hunde an Bord

Geschrieben von Markus Müller
Auch Passagierjets haben riesige Frachträume

Im Airbus sei die teuerste Fracht der Schweiz geladen, kommentiert eine Zeitung den Flug der Fussballer nach Sao Paulo. Der Flieger allein koste 200 Millionen und die 23 Fussball-Passagiere würden es zusammen auf einen Marktwert von 217 Mio bringen, wusste der Journalist weiter. Der Wert des Flugzeugs mag etwa stimmen, der Papierwert der Spieler vielleicht auch. Keinem Piloten oder Flight Attendant wird es aber einfallen Passagiere in einer monetären Werteskala einzureihen.

Uns ist jeder Mensch der uns anvertraut wird gleich viel wert. Jeder Pilot wird alles daran setzen ihn sicher ans Ziel zu bringen und jedes Flight Attendant wird ihn gleich freundlich bedienen. Das schätzen die Passagiere meist auch sehr. Bei den Ausnahmen ist der Marktwert wohl weniger gross als ihr Benehmen oder als sie glauben. Gegenüber dem Piloten spielt das „ausgeliefert“ sein wohl auch eine Rolle, sodass uns fast alle völlig normal, unkompliziert und sympathisch gegenüber treten. Auch zahlenmässig hinkt der „Frachtwert“ des Journalisten und ist bei weitem kein Spitzenwert. Kürzlich rüttelte es unser Flugzeug beim beladen arg durch. Aus dem Ladeblatt wurde klar weshalb. Wir hatten über drei Tonnen Gold geladen. Zusätzlich waren 34 Kilogramm geschliffene Diamanten im Frachtraum. Damit hätten wir unsere Nationalmannschaft wohl mit links kaufen können. Neun Tonnen Spargeln waren übrigens auch im Flugzeugbauch. Aber, entgegen den von Kolumnen-Kollegin Barbara Gehring immer wieder völlig falsch angeprangerten sechs Litern Triebstoff die es für den Transport eines Kilogramms Spargeln brauche, sind es nur etwa dreihundert Gramm von LA nach Zürich. Dazwischen war noch ein Hund geladen mit der Anweisung die Temperatur zwischen zwölf und zwanzig Grad zu halten. Apropos Hund gibt es übrigens einen neuen Trick diesen in die Kabine nehmen zu dürfen. Wie viel Unsinn aus den USA. Wenn man mit einem ärztlichen Zeugnis nachweisen kann, dass man den Hund, Gerüchte sagen es sei bei einer Airline schon jemand erfolgreich mit einer Ziege zugestiegen, für die persönliche Gesundheit und das psychische Wohlbefinden braucht, ist die Fluggesellschaft verpflichtet diesen in der Kabine mit dem Passagier zusammen zu befördern. Bei Weigerung drohen, mindestens in den USA, drastische Strafen. Wir hatten einen solchen sogenannten „Emotional Support Dog“ auf dem Chicago Flug. Auf dem Informationsblatt war er mit 64 Kilogramm deklariert. Und so sah das Tier auch aus. Im Flug wurde es immer länger und wuchs ¨über den Gang hinaus. Auf meine vorsichtige Frage ob er stubenrein sei meinte die Besitzerin beschwichtigend sie würde ihm gleich Windeln anziehen.


WM im Fussball – Land
Ich oute mich als völliger Fussball Banause. Ich war in der Schweiz erst an einem Fussballspiel, pmb Bauleute gegen FCS. Dagegen besuchte ich in Brasilien diverse Spiele nur schon der Stimmung wegen. Das Maracana Stadion in Rio de Janeiro fasste damals noch 150000 Zuschauer und wurde erst nach feststellen von Sicherheitsmängeln auf die WM hin auf die Hälfte reduziert. Was da abging war unbeschreiblich, der Lärmpegel enorm. Fast jeder Brasilianer hält noch ein Radio am Ohr um seinen Lieblings Reporter zu hören. Wenn es dann ums Goooo..l geht sind die Reporter im direkten Wettkampf wer den längeren Schnauf hat. Wichtig war, das Stadion vor dem Schlusspfiff verlassen zu haben, wollte man nicht Stunden lang im Stau schwitzen. Aber auch vor den öffentlichen Bildschirmen geht die Post ab. Bei einem früheren WM Spiel geriet die gelb-grüne Mannschaft rasch in Rückstand was sich in markanter Senkung des Lärmpegels in der Beiz äusserte. Beim zwei zu null zogen einige ihre Nati-Shirts aus und trampelten darauf. Beim ersten Brasilien Tor schauten alle wieder auf den Bildschirm. Beim Zweiten zogen sie die T-Shirts wieder an. Und beim drei zu zwei Sieg spritzten sie mit Senf und Ketchup herum. Und nach einer Stunde verwandelte sich die Copacabana in eine riesige Fest Meile mit dröhnender Samba Musik und aus dem Nichts aufgetauchten Verpflegungsständen. Die Vorfreude in der Bevölkerung war diesmal allerdings verhalten. Auch im Land des Fussballs wird der Sinn dieses Gigantismus nicht mehr verstanden und in Relation zum Alltag gesehen. Wenn man heute mit Leuten in Südafrika spricht hört man deutlich Frustration, Enttäuschung und sogar Wut heraus. Wie wenig nachhaltig die WM war. Das Volk konnte sich keine Tickets leisten und es blieben teure korrupte Infrastrukturen die nicht mehr genutzt werden können aber weiter Kosten verursachen. Das wird in Brasilien nicht anders sein. Es waren denn auch zahlreiche Demonstrationen zu sehen im Vorfeld. Diese waren genauso monströs wie der Anlass selber. Eindrücklich zog etwa ein demonstrierender Zug mitten in Sao Paulo die Avenida Paulista hinunter. Angeführt von viel Polizei, begleitet von Musikbands und hinten von der Autokolonne getrennt von viel Polizei. Wir hoffen natürlich immer noch, dass unsere Fussballspieler beim Rückflug nicht zu viel an Wert verloren haben. Betreut werden sie so oder so gut

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