Flugzeuge faszinieren Menschen wie kaum eine andere Technik. Es ist deshalb naheliegend, dass Flugzeuge oft als Werbeträger, Kunstobjekt oder Sportbotschafter herhalten müssen. Uhrenmarken und Brauereien sind dabei führend. Was nicht heisst, dass eine erfolgreiche Brauerei auch rentabel fliegen kann. Die riesige indische Kingfisher Airbusflotte ist bereits wieder Geschichte. Letzte Woche ist mir in Sao Paulo der Lufthansa Jumbo mit dem riesigen Schriftzug „Siegerflieger Fanhansa“ aufgefallen. Ganz schön aufdringlich, aber Freude soll erlaubt sein.
Vor Jahren warteten wir hinter einer Alitalia Maschine auf die Rollerlaubnis. Das vorbei rollende Airfrance Flugzeug stoppte kurz vor dem Kreuzen der Italiener und das rechte Cockpitfenster wurde geöffnet. Der Copilot steckte eine Stange heraus und entrollte die französische Flagge. Dann rollten sie weiter um genau vor der rot grünen Nase grüssend die Fahne zu senken. Frankreich hatte am Vorabend die Fussball Europameisterschaft gewonnen gegen Italien. Wir lachten wohl herzhafter als die Kollegen vor uns. Auch Fluggesellschaften sind kreativ. Swissair hatte damals den beliebten roten Jet-Pfeil durch braune Streifen ersetzt. Wir fanden das furchtbar aber Werbekreisen sahen den Knüller, der bald wieder verschwand. American hielt ihre Flugzeuge in natura, poliertes Aluminium. Mit den vielen Kunststoff Teilen des Dreamliners geht das nicht mehr und die Tradition mit weisser Farbe beendet. British hatte jahrelang für jedes Flugzeug eine andere Heckbemalung. Ein Crossair Jumbolino stellte den Alpaufzug dar und der popige Outfit einer Swiss A340 für den Erstflug nach San Franzisko ist heute noch auf vielen Bildern zu sehen. Nach dem Grounding liess sich die aufgepäppelte Airline für viel Geld von einem berühmten kanadischen Designer rote Quadrate aufmalen, was eine bündnerische Stararchitektin, Schöpferin der Business Class Gläser, weder schön noch das viele Geld wert fand. Mittlerweile sind die eher an ein hiesiges Baugeschäft erinnernden Quadrate durch Branchen typischere Symbole der Heckflosse ersetzt worden. Auch Luigi Colani, dessen runde Ideen trotz Aerodynamikstudium nie flogen, wurde früher bemüht. Seine Klumpfuss ähnlichen Uniformabzeichen wurden von den Kunst fernen Piloten nicht verstanden ebenso wie sie den Papageien Regenmantel nie anzogen. Schweizer Flugzeugen eigen ist das Kreuz am Schwanz. Früher waren Farbe und Grösse gesetzlich genau vorgegeben, heute ist man liberal. Die schöne Tradition ist trotzdem geblieben. Das weisse Kreuz auf leuchtendem roten Grund sieht man bereits bei der Anfahrt und es weckt Heimatgefühl. Was drauf steht ist, dem Trend der globalisierten Arbeitsmärkte folgend, nicht mehr immer drin. Zunehmend wird man nicht mehr auf Schweizerdeutsch oder Francais Federal begrüsst sondern von Thailändischen, Chinesischen, Indischen, Japanischen, Rumänischen und anderen Flight Attendants in Englisch oder Hochdeutsch angestrahlt. Auch Pilotenansagen werden zunehmend geschliffener, kommen mittlerweile über die Hälfte der Jungpiloten aus dem nördlichen Nachbarland.
Von oben – und unten
Gegen rasch vergänglichen Flugzeug Bemalungen bleiben Landschafts- und Städtebilder unvergesslich. Sie ändern nach Beleuchtung, Vegetation, Wind und Temperatur. Wüstenlandschaften sind driftende Kunstwerke. Bewässerungsanlagen in USA oder Afrika ergeben je nach Wachstum andere Bilder. Das Wellenspiel des Atlantiks ändert sein Muster ständig und die Strömung ergänzt das Bild mit hunderten Eisbergen. Baukranen prägen das Bild des Flugplatzes der Boom-Stadt Singapore. In der Fluginformation wurden wir gewarnt vor 19 Tower-, 13 Hammerhead-, 30 Topless-, 19 Luffer- und 3 Mobil-Cranes. Alle mit Höhen- und Koordinatenangaben. Ich nehme nicht an, dass jemand erwartete wir würden sie auf der Karte eintragen oder wissen wie ein Luffer Kran aussieht. Ihr rotes Lichtermeer steht im Kontrast zum weiss der vielen Schiffe. Einmal gelandet bieten Weltstädte ein enormes Kunstangebot. Die Art Basel sorgt seit vierundvierzig Jahren in Miami Beach und Hongkong für riesige Besucherzahlen und macht permanent beste Reklame für die Schweiz. Von unseren Hallen für neue Kunst habe ich, entgegen der Meinung unserer (Kunst) Politiker, hingegen nie etwas gesehen oder gehört im Ausland. Ausser natürlich vom Stuttgarter Oberbürgermeister der die verschwundene Institution als Schaffhausens Attraktion Nummer eins nannte an der Erstaugustfeier. In Hongkong fotografierte eine Chinesin fasziniert ein Dollarzeichen in Mosaik an der Wand einer Baustelle. Sie verstand meine Frage, was das sei vorerst nicht, sodass ich achtlos weiter ging. Plötzlich tippte mir die junge Chinesin auf die Schulter und zeigte mir ihr Handy mit den google übersetzten Worten „Invader Artist“. Sie nahm mich an der Hand und führte mich um die Ecke und zeigte auf einen Mosaik Pac-Man in der Baustelle. Um Kunstverstand zu demonstrieren zückte ich ebenfalls die Kamera um mich später im Google verschämt schlau zu machen über den berühmten Street Art Künstler. Beim nächsten Hongkong Flug war die Baustelle fertig und die vergängliche Kunst überdeckt oder vielleicht in einem Kunstmuseum unsterblich gemacht. Irgendwann entdeckt der Invader auch Schaffhausen.