Fliegerei und Tierwelt haben viele Berührungspunkte. Zuvorderst was wir den Vögeln abgeschaut haben um den ewigen Traum vom Fliegen zu verwirklichen. Noch immer bringt der Blick in die Vogelwelt Innovation aber auch viele Hirngespinste. Die kommerzielle Fliegerei hat sich aus der Militäraviatik entwickelt welche ihre Heimat in der Kavallerie hatte mit waghalsigen Piloten in Reitstiefeln. Dass Pferde von links bestiegen werden und man fast alle Flugzeug von links betritt könnte eine Folge sein.
Als Staffelzeichen und Kennzeichnung der Kampfjets sind Raubtiere, neben den legendären Pinup Girls der Amerikaner, sehr verbreitet. Besonders häufig der Tigerkopf, der auch auf dem gleichnamigen Flugzeug der Schweizer Luftwaffe zu finden ist. Letzteren boten wir während Testflügen über den Schweizer Alpen an, Abfangübungen mit uns zu machen. Ohne Passagiere natürlich. Eines der eher kleinen Flugzeuge kam uns dann schon etwas gross vor in der Cockpitscheibe. Kaum gelandet, rief uns der Pilot an, wir sollten die Fotos die wir sicher geschossen hätten nicht veröffentlichen. Er habe sich mit seiner Maschine vor unseren Flügel geschoben, was ihm als Milizpilot nicht erlaubt sei. Das kontrollierte, unter ständigem Funkkontakt geflogene Manöver war auf jeden Fall spannend. Mittlerweile ist es eh verjährt, die beteiligte Airline gibt es zudem nicht mehr und ich verpfeife den Kollegen sowieso nicht. Das Annäherungswarnsystem spielte bei diesen „kleinen Pilotenfreuden“ jeweils total verrückt. „Steigen steigen“ „sinken sinken“ brüllte die synthetische Stimme ohne Unterbruch um uns auseinander zu bringen. Diesem Signal ohne Zögern zu folgen wäre in allen andern Fällen ein absolutes Muss gewesen. Da ist uns der Computer mit seinen Sensoren tatsächlich überlegen. Die Missachtung seiner Anweisung führte zur Katastrophe von Überlingen.
Lieber einen Tiger am Fenster als eine Ratte im Flieger
Eine solche groundete einen Airbus eine volle Woche. Das Tier wurde gesehen, verschmähte aber jeden Leckerbissen in der Falle. Der Feinschmecker hatte sich nämlich einen richtigen Vorrat aus der Bordküche angelegt und konnte erst mit Leimstreifen gestoppt werden. Um die Presse bei ihrem scheinbar wichtigsten Thema fotogen zu befriedigen, besorgten wir ein Double in der Zoohandlung. Das Flugzeug wurde ausgiebig untersucht wegen möglicher Kabelbeschädigung und mehrere Stunden in der Luft getestet. Erfreulicher und faszinierend sind hautnahe Begegnungen mit der Tierwelt in der Natur und bei Flight Crews sehr beliebt während den Aufenthalten im Ausland. Im Tiger Temple nördlich von Bangkok bietet sich eine einmalige Gelegenheit. Im Canyon liegen etwa ein Dutzend ausgewachsener Tiger, teils an einer Halskette teils frei. Eine Führerin nimmt einem an der Hand und führt zu den majestätischen Tieren. Keine leuchtenden Kleider tragen und nur von hinten darf man die Tiere anfassen. In Nairobi hatten wir jeweils eine Kapazität als Safari Führer. Dave Drummond, gebürtiger Engländer, hatte in Kenia gelernt in der Wildnis zu überleben. Seine grossen Verdienste in Militär und Polizei im Kampf gegen Terroristen verhalf ihm zu einem Sonderstatus. Er ermöglichte sonst undenkbare Tierbegegnungen. Seine Liebe galt den Geparden. Ein von ihm gross gezogenes weibliches Tier akzeptierte ihn in ihrer Herde und er zog wochenklang mit ihr durch den Busch. Sie habe zwei Wochen nichts gehört von ihm, aber sie werde eine Nachricht im Busch hinterlassen wann wir wo sein würden im Massai Mara Park, machte uns seine Frau Hoffnung. Und tatsächlich, am dritten Tag tauchte Dave aus dem Nichts vor unserem Land Rover auf. Mitkommen, gestikulierte er und wir folgten dem Savannenläufer im sicheren Fahrzeug. Ziel war seine Geparden Familie die wir aus einmaliger Nähe exklusiv beobachten konnten. Bald entschuldigte er sich, und verschwand mit seiner geheimnisvollen Cheetah Familie im Busch. Er starb vor zehn Jahren in England, nachdem es sogar ihm zu unsicher wurde in Kenia. Nicht wegen den Tieren sondern leider wegen Menschen in einem korrupten System.
Auch Flugzeuge muss man bändigen
Übrigens kann ein Flugzeug wie ein störrisches Tier bocken im Sturm. Da sprach ich dann auch hie und da zur Maschine als wäre es mein Wallach wenn er seine störrische Phase hat. Das verwunderte die Kollegen aber nicht gross, denn es ist sehr verbreitet bei Piloten und wird in der Pilotenschule auch empfohlen, wenn es anspruchsvoll wird zu sprechen. Wenn man sich nämlich die nötigen Steuerkorrekturen immer wieder vorsagt fliegt man sie bewusster und genauer. Es ist zudem für den assistierenden Piloten hilfreich. Speziell auf dem Airbus wo die beiden Sidesticks leider nicht miteinander verbunden sind und man nicht mitfühlen und kontrollieren kann was der Kollege macht. Piloten alter Schule hatten teilweise die Untugend vor sich her zu sagen was sie machen würden, auch wenn der andere am Steuer war. Nichtbefolgen ertrugen nicht alle gleich, was zu unerwünschten Spannungen führen konnte zudem es dem Sicherheitsdenken abträglich war indem die kritische Hinterfragung des Kollegen darunter litt und nicht mehr klar war wer eigentlich fliegt. Bei einem Flugschüler hat übrigens auch gut gemeintes vorsprechen nichts mehr retten können. Ein Jumbo Flight Engineer sollte wegen Wegrationalisierung seines Berufsstandes zum Piloten umgeschult werden. Er scheiterte bereits beim Rollen. Wenn er den Piaggio auf dem Rollweg nach rechts steuern sollte drückte er den linken Fuss vor und nahm den rechten zurück. Das Flugzeug drehte zu seiner Überraschung nach links. Er denke halt ans Velofahren mit der Lenkstange und baue sich so eine Eselsleiter, meinte er treuherzig. Er konnte sich nicht vom Velo lösen und wurde nicht Pilot.