Der Flug nach L.A. ist äusserst interessant über Norwegen, Island, Grönland, Kanada, Montana, Idaho, Utah und Nevada bis zur Landung in Kalifornien. Nach faszinierenden Polarlichtern, Eisbergen um Grönland und riesigen kanadischen Schneeflächen führt der Flug meistens genau über Las Vegas. Diese Stadt mitten in der Wüste ist auch aus zwölftausend Metern imposant, der Strip deutlich erkennbar. Eines der Hotels ist offenbar von der Raumstation aus sogar sichtbar.
Nördlich der Spielerstadt fallen riesige Kraterfelder auf und erinnern an Mondlandschaften. Grosse Gebäude und Flugplätze, die allerdings nicht auf unseren Karten zu finden sind, können ausgemacht werden. Es handelt sich um Atomtest Gelände und auch anderes Kriegsmaterial wird unter höchster Geheimhaltung entwickelt und getestet. Ein solcher Flugplatz erschien versehentlich vor fast zehn Jahren unter dem Kürzel KXTA in der GPS Navigationsdatensammlung. Unter dem Titel „frag nicht, erzähl nichts, benutz ihn nicht“, warnte der Pilotenverband umgehend vor der Benutzung und vor dem Überflug im gesperrten Luftraum. Vor drei Wochen sah ich erstmals Bilder von diesem Sagen umrankten Flugplatz. Ich besuchte das nationale Atom Test Museum in Las Vegas. Eindrücklich wird die Geschichte der Atombombe gezeigt von der ersten kontrollierten nuklearen Kettenreaktion 1942 bis zum Einsatz der zwei einzigen Atombomben, „Little Boy“ und „Fat Man“ nur drei Jahre später in Japan. Sie vorgängig zu testen fehlte die Zeit. In der Folge folgten gegen tausend Tests in der Wüste Nevadas. „Niemand fragte uns was wir darüber denken“, war ein Kommentar nachdem die Spielerstadt 1951 das erste Mal unangekündigt durchgeschüttelt wurde. Die Tests wurden aber rasch zur Attraktion inklusive der jährlichen Wahl einer Miss Atomic Bomb. Der Tourismus boomte und die Stadt verdreifachte ihre Einwohnerzahl in zehn Jahren. Ich dürfe alles fotografieren ausser die Sonderausstellung Area 51, ermahnte mich die Dame am Schalter. Es handle sich um eine Gegend höchster Geheimstufe. Bei der Area 51, mit eben dem Flugplatz KXTA, handelt es sich um eine US Airforce Basis. Neben Versuchen mit U-2 oder F-117 Flugzeugen werden Forschungen und Datensammlungen über UFOs (identifizierte Flug Objekte) sowie ausser terrestrische Erscheinungen und Besuche betrieben. Unzählige Gerüchte über Besuche solcher Ausserirdischen halten sich in dieser Gegend hartnäckig. Aufnahmen, leider meist etwas undeutlich, sind Bestandteil der Ausstellung. Mich an die Vorschrift haltend habe ich keine Bilder der grünen Männchen mitgebracht.
Begegnungen meist erklärbar
Früher waren wir angehalten, einem US Oberst in Alaska, alle Begegnungen in der Luft die nicht erklärbar waren inklusive Meteoriten zu melden. Im Hochsommer waren das viele, bieten doch Meteoriten in den sternklaren Nachtflügen ein faszinierendes Spektakel. Ob es tatsächlich einer war, ist allerdings nicht immer sicher und es abzuklären war eben Job dieses Obersten. Auf dem Flug von Tokyo wurden wir über Sibirien von einem solchen vermuteten Himmelskörper aufgeschreckt. Für unseren Geschmack schon sehr nahe und beunruhigend explodierte er und ging in einem Feuerball auf. Während wir den Vorfall noch diskutierten wiederholte sich das gleiche Schauspiel an derselben Stelle und mit gleicher Flugbahn. Die Bodenleitstelle stellte sich unwissend und konnte plötzlich sehr schlecht Englisch. Über Rom raste etwas an der Cockpitscheibe vorbei. Ich glaubte einen Vogel gesehen zu haben. Aber doch nicht in Neuntausender Meter Höhe. Doch, sagte die Beringer Vogelkennerin Vreni Homberger. Zugvögel fliegen so hoch und schlafen während dem abgleiten der Flughöhe sogar. Unter anderem Gänse, welche ich allerdings nicht mit fast neunhundert Stundenkilometern treffen möchte. Im Anflug auf Bukarest erwischten wir einen solch grossen Vogel. Der Copilot sah kaum noch etwas durch seine Scheibe und ich musste die Landung übernehmen. Über der Wüste Nevadas zeigte unser TCAS (Kollision Warngerät) drei Flugobjekte die sich uns zweitausend Fuss tiefer, extrem nahe beieinander, näherten. Einem dafür verantwortlichen zivilen europäischem Fluglotsen würde vermutlich der Atem stocken da ihm der Zusammenstoss der drei Objekte untereinander wohl unausweichbar schiene. Es handle sich um zwei Kampfflugzeuge die sich von einer DC-10 auftanken liessen, erklärte der Fluglotse. Tatsächlich kreuzte uns wenig später der Tanker mit zwei ziemlich exotischen Jägern am Flügel hängend. Kurz danach im Grenzgebiet Nevada-Kalifornien wird man sogar in zwölftausend Metern von einer riesigen Spiegelfläche am Boden geblendet. Mitten drin drei Punkte in gleissender Helligkeit. Es ist kein Landeplatz für Ausserirdische sondern die grösste Solaranlage der Welt. Auf einer Fläche von 14,2 Quadratkilometer lenken über 300000 Software gesteuerte Spiegel die Sonnenenergie auf drei hohe Türme. Die fast glühenden Turmspitzen produzieren mit Wasserdampf konventionell bis zu 392 Megawatt Strom. Sie decken damit 140000 Haushalte zur Spitzenzeit ab und reduzieren den jährlichen CO2 Ausstoss um 400000 Tonnen. Innovative Firmen wie Google sind beteiligt. Keine Hightech Geräte, aber eine tatsächliche Bedrohung für den Luftverkehr sind die traditionellen brasilianischen Heissluftballone. Vor dem an sich schönen Brauch haben wir grössten Respekt. Im Anflug auf Sao Paula steigen oft aus den Favelas handgefertigte Heissluftballons auf die den im Landeanflug trägen Flugzeugen gefährlich nahe kommen. Ausweichen ist fast unmöglich. Vor hoch fliegenden Wetter Ballonen wird man hingegen gewarnt und man kann ihnen als Einzelobjekt ausweichen.