Von Lockheed zu Boeing – von Hoover zu Trump

Geschrieben von Markus Müller
Tiger Montage in Emmen

Schweizer Aviatik und USA sind eng verbunden. 1932 kaufte Swissair die ersten amerikanischen Flugzeuge. Die Lockheed L-9 war hundert Stundenkilometer schneller als Europäische Maschinen. Der damalige US Präsident Herbert C. Hoover war unbeliebt und hatte der grossen Depression nichts entgegen zu setzen. Die Luftwaffe kaufte mit der Mustang P-51 1948 erstmals über den Teich ein. Seither wurden viele amerikanische Maschinen gekauft, aktuell Boeing 777. So eng die Schweizer Luftfahrt mit den USA verbunden ist, ist es meine Laufbahn.

1978 bearbeitete ich als ETH Praktikant im Flugzeugwerk Emmen ein NASA Computerprogramm. Das Beispiel hatte ich vor dem Fenster. Die ersten Tiger F-5 Kampfflugzeuge trafen an Bord von riesigen Galaxies C-5 ein. Sie wurden von US Spezialisten in wenigen Stunden zusammen „genagelt“. Das unglaubliche daran, diese Flugzeuge kurven nach 38 Jahren helvetischem Einsatz und 57 Jahre nach dem Erstflug in den USA immer noch im Schweizer Luftraum herum. Als Stütze der Luftwaffe und nicht etwa als Hobbyflieger für Gutbetuchte wie in anderen Ländern. In der gleichen Zeitspanne bin ich acht verschiedene Airliner, immer Stand neuster Technik, geflogen. Ein Passagier würde sich kaum in eine vierzig jährige Maschine setzen. In Emmen bin ich übrigens voll Ehrfurcht in der Flugplatz Kantine hinter dem Schaffhauser Mirage Piloten „Mex“ Hürlimann in seinem G-Anzug angestanden. Heute wandern wir zusammen als KTV Altherren. Ebenfalls dabei Hannes Götz, ehemaliger Swissair VR Präsident. Jimmy Carter war US Präsident für vier erfolglose Jahre. Mein erster Job als Aerodynamiker bei Martin Marrietta in Florida via Bührle fiel in den Wahlkampf von Ronald Reagan. In Europa tönte es ähnlich letzthin. Ein Schauspieler, ein Hardliner, geht gar nicht. In den USA tönte es auch ähnlich wie kürzlich. Auch damals wurde die Aufbruchstimmung bei uns nicht oder falsch wahrgenommen. Er wurde der wohl beste Präsident der jüngeren Geschichte. Was Politikern und Flugzeugkäufern recht ist war uns damals billig. Der blaue Schweizer Fahrausweis im A5 Format eignete sich vorzüglich um ein paar Dollarscheine hinein zu falten. Sie fehlten nach der Polizeikontrolle und wir hatten unbehelligt freie Fahrt. Heute geht das nicht mehr. Es braucht schon den Bundesrat um die Clintons mit grossen Beträgen wohlwollend zu stimmen. Sorry aufs falsche Pferd gesetzt. Wir entwickelten damals eine Rakete die mit Mach 2 (zweifache Schallgeschwindigkeit) ihr Ziel suchte. Daneben hatten wir viel Zeit für Sun and Fun. Ich betrieb zum Spass zusammen mit einem Kollegen eine eigene Airline. Mit MUKI Airline, für Müller-Kilchherr, machten wir Tages- und Wochenendflüge mit Kollegen. Wir gingen mit dem Flugzeug shoppen, essen, an die Beach, ans Rodeo, ans Country Festival oder auf Hemingways Spuren in die Keys. Schon damals bestand der Anspruch Trumps, America First. Unser Bemühen um permanente Niederlassung kam nicht gut an. Die Schweizer bezahlten wohl naiv die Entwicklung, hatten aber schlussendlich wenig davon. Obwohl der zweite Schaffhauser im Team mutig lobbierte und die Karriere aufs Spiel setzte, wollte die Schweiz unsere Rakete nicht. Deshalb, aber nicht nur, war ich froh als am 27. 3. 1981 der ersehnte Brief an Mr. M. Müller, 2156H W. Oak Ridge Road, Orlando Fla 32809 USA kam, die Auswahlkommission der Swissair habe die Aufnahme in die schweizerische Luftverkehrsschule beschlossen. Ein Teil der Schulung war in Vero Beach. Meine Kollegen nannten das verschlafene Fliegerdorf abschätzig Zero Beach während es für mich die Rückkehr in die zweite Heimat war.

Man muss die Amerikaner verstehen wollen

Amerikas Flugzeugbauer sind Pragmatiker. Sie bauen für Piloten verständliche Transportmittel. Die herauf subventionierten Airbus Flugzeuge sind  dagegen eher von der Denkweise von Ingenieuren geprägt. Als Technischer Pilot war ich regelmässig in Long Beach bei Douglas. Europäische Piloten hatten einen hohen Stellenwert. Ihre Linienerfahrung war sehr gefragt. Den ex Airforce Testpiloten fehlte diese. Amerikanische Airline Piloten dachten zu stark gewerkschaftlich und standen deshalb Neuerungen oft ablehnend gegenüber und nutzten technisch mögliche Optimierungen aus Prinzip nicht. Fernöstliche Piloten äusserten sich nicht und andere verstanden schlicht zu wenig davon. Die Operation Meetings mit Teilnehmern aus der ganzen Welt wurden von Entwicklungschefin Diane Shapiro, einer attraktiven Blondine und Psychologin, die von Technik nicht viel verstand, geführt oder mindestens begrüsst. Einer der brasilianischen Piloten strahlte sie (ehrlich) an und meinte in singendem englisch, er würde zwar nicht verstehen was diskutiert werde, aber die MD-11 fliege sich wunderbar und er würde sehr gerne mit ihr Nachtessen gehen. Wir gingen mit den Testpiloten essen. Superscharf gewürzt. Wir waren es alle gewohnt von Bangkok. Sie vom Kurzurlaub im mörderischen Vietnam Einsatz, wir vom Linienflug. Der Neid auf den brasilianischen Kollegen war am anderen Tag verflogen beim Testfliegen mit den Cracks auf den sonst streng geheimen Airforce Basen. So enorm schnell sie auf technisch einfache, für uns vielleicht unkonventionell harte Lösungen kommen, so denken sie auch in Business und  Politik. Im Frühling zeichnete sich ein Stimmungsumschwung pro Trump ab. Und zwar bei Mittelschicht, Leuten mit guter Bildung und Frauen. Wobei sich diese nicht so äusserten, was die Umfragen verfälschte. Wenn man diese Entwicklung bei uns ansprach, wurde man bereits als Extremist und Frauenverachter bezeichnet. Nun ist er gewählt und es wird kaum so heraus kommen wie unsere selbsternannten USA Kenner behaupten, es schon bei Reagan behauptet haben.

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