Fliegen ohne Pilotenuhr und in Fuss und Meilen

Geschrieben von Markus Müller
IWC Commercial Kloten

Kürzlich wurde mit "Breitling fliegt unter britischer Flagge" über den Verkauf der Tradition Uhrenmarke an einen Finanzinvestor berichtet. Pilotenuhren sind emotional und werden mit einem Mythen behafteten Beruf in Zusammenhang gebracht. Die Werbung setzt Oldtimer, Kunstflugstaffeln und top moderne Kampfflieger ein und erzeugt damit eine Aura von Abenteuer. Es schmeichelt Piloten, dass ein bedeutsames Segment der Luxusartikel Branche erfolgreich auf sie setzt.

Auch die Schaffhauser Uhrenindustrie hat mit IWC sehr früh als Pionier Pilotenuhren auf den Markt gebracht. Es ist toll für einen Berufsstand, wenn ihm ein bedeutsamer Teil Schweizer Uhrentechnik  gewidmet ist der weltweit bekannt wurde durch clevere Werbung. Momentan steckt in jeder Langstreckensitztasche bei Swiss ein Hochglanzprospekt von Breitling der den Eindruck weckt, dass die beiden vorne nur dank dieser Uhr so exakt und pünktlich fliegen können. Im grossen Modell können am Stellring Grundrechnungen, Umrechnung von Meilen in Kilometer oder Pfund in Franken durchgeführt werden. Dafür hat allerdings heute jeder sein Smartphone. In der Business Lounge wird man von sieben mit Helm, Anti g Anzug und Uhr bewehrten Kampfpiloten lebensecht begrüsst. Für die praktische Arbeit im Cockpit hat allerdings die Fliegeruhr keine Bedeutung. Wir haben uns früher nach dem Flug an der Hotelbar amüsiert, dass Fliegeruhren für Nichtpiloten und der Ausweis für Flugakrobatik für Hobbypiloten sind. Denn seit geflogen wird ist in jedem Luftfahrzeug eine Bord Uhr eingebaut die massgeblich ist für Navigation und Positionsmeldungen. In einer Kunstflugmaschine wäre es zudem schwierig wegen der Beschleunigung den Arm zu heben, um mit dem Flight Attendant abzumachen (um ein weiteres Cliché zu bemühen) braucht es auch keine Fliegeruhr und die Stoppuhr kann ergonomisch besser am Steuerhorn oder Instrumentenbrett in Gang gesetzt werden. In international operierenden Flugzeugen wird zudem mit der Universal Zeit gearbeitet. Alle Flugzeuge rund um den Globus haben auf ihren Borduhren und in ihren Computern identische Zeitangaben. Die sogenannte GMT Greenwich Mean Time, Coordinated Universal Time, Standard Time oder in der Fliegersprache Zulu Time. Es ist die mittlere Sonnenzeit am geografischen Nullmeridian und entspricht der Lokalzeit der englischen Zeitregion um die Ortschaft Greenwich mit Abweichung Sommerzeit natürlich. Nur so ist die Abwicklung eines sicheren und koordinierten Flugverkehrs möglich. Das heisst wenn sich zwei Flugzeuge, das eine aus den USA das andere aus Europa kommend, über dem Nordatlantik begegnen, haben sie die genau gleiche Zeitangabe im Cockpit und ihr kreuzen kann so koordiniert werden. Auch Flugzeuge über Hawaii, China oder Schaffhausen haben identische Zeitangaben. Ebenfalls basieren alle Flugvorbereitungsunterlagen wie Wettervorhersagen, Öffnungszeiten der Flugplätze, Verfügbarkeit der Feuerwehr oder geschlossene Lufträume auf der universalen Zeitangabe. Werbung wirkt aber und ich muss gestehen, auch bei Piloten wird die Lust auf eine schöne Pilotenuhr für nach der Arbeit geweckt. Dem IWC Werbespruch „Männer die Maschinen fliegen sollten auch solche tragen“ kann man sich ja auch schwer entziehen. Ich finde übrigens das grosse Werbeplakat im Arrival Flughafen Zürich genial: „Welcome to Zurich – a pretty little suburb of Schaffhausen„. Willkommen in Zürich, dem kleinen schönen Vorort von Schaffhausen.

Anlässlich einer Einladung des Landtagspräsidenten von Baden Württemberg ins Uhrenmuseum der IWC habe ich in der Pilotenuhr Präsentation vor dem ausgestellten Exponat von Pilot und Schriftsteller Saint-Exupéry die Frage gestellt, welche Uhr im Raum die meisten Flugstunden auf dem Buckel habe. Ich habe dem ratlosen Führer geholfen, es war meine IWC, übrigens keine Fliegeruhr, mit damals 14000 Flugstunden.

Aber nicht nur die Zeit muss universal sein in der Fliegerei sondern auch Höhe und Geschwindigkeit. Während für Abflug und Anflug die Höhenmesser der in diesem Raum befindlichen Flugzeuge mit der Eingabe des aktuellen Luftdrucks auf den gleichen Stand gebracht werden und damit die aktuelle Höhe und den entsprechenden Abstand zum Boden wiedergeben, funktioniert das im Reiseflug nicht. Man spricht dann nicht mehr von Flughöhe sondern von Flugflächen. Als Basis wird ähnlich der Universal Zeit auf der ganzen Welt derselbe Standard Referenzdruck von 1013 mb in alle Höhenmesser eingegeben. Je nach Druckverteilung in der Atmosphäre variiert damit die effektiv geflogene Flughöhe  und das Flugzeug, auch wenn es beispielsweise immer mit angezeigten 40000 Fuss fliegt, steigt und sinkt ständig, der aktuellen Druckverteilung folgend. Damit fliegen alle Flugzeuge in unmittelbarer Nähe relativ zueinander gleich hoch was zwingend ist um überhaupt kreuzen oder überholen zu können. Zudem herrschen dadurch auch über längere Zeit die erwünscht gleichen Druckverhältnisse für die Triebwerke. Ein Unikum bleiben die zwei verschiedenen Einheiten für Höhe, Distanz und Geschwindigkeit. Eigentlich hat sich die Welt auf das metrische System geeinigt. Nur machen die USA nicht mit und haben sich als dominierende Flugnation durchgesetzt mit Höhenangabe in Fuss, Distanz in nautischen Meilen und Geschwindigkeit in Knoten. Nur China und bis vor ein paar Jahre noch Russland haben sich dem Diktat nicht gebeugt. Noch heute muss man beim Einfliegen in chinesischen Luftraum die Höhenmesser von Fuss auf Meter umstellen und  bekommt Anweisungen in km/h anstatt knots oder km anstelle NM. Da die Fluginstrumente meist amerikanischen Ursprung haben, kann man sie oft nicht umstellen, sondern rechnet mit Tabellen u

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