Neben der Abfertigung von Passagieren, wachsen Flugplätze heute rasant mit Angeboten von Shopping, Restaurationsbetrieben und Unterhaltungsmöglichkeiten. Sie faszinieren deshalb nicht nur Fluggäste sondern zunehmend auch Besucher aller Altersklassen. Es fasziniert entweder den Duft der weiten Welt schnuppern, auch wenn es nur verbranntes Kerosen von der Zuschauer Terrasse aus ist, sich die bunten Passagiere anschauen oder einfach shoppen, sich verpflegen und die Freizeit verbringen zu können.
Für das fliegende Personal sind Flugplätze ausserhalb des Arbeitsplatz Flugzeug wichtigster Aufenthaltsort. Sie müssen bereit sein für die Flugplanung, die Grenzkontrolle, das Boarding der Passagiere, den Start, die Landung allenfalls auch unplanmässig im Falle einer Notlandung und die Aufnahme und Betreuung der Passagiere. Damit ein Flugplatz planbar ist als Destination, Ausweich- oder Notflughafen müssen viele Kriterien erfüllt sein und vor jedem Flug minutiös abgecheckt werden. Dimension der Pisten, genügend Feuerwehr, Möglichkeit zur Schneeräumung, Versorgung mit Treibstoff, Andockmöglichkeit, mobile Treppen, Wetter, Baustellen, defekte Systeme und verfügbare Instrumentenlandessysteme. Über Letztere herrschen oft falsche Vorstellungen. Erst kürzlich hörte ich in Zusammenhang mit selbstfahrenden Autos: „Flugzeuge können schon lange selber starten und landen“. Falsch. Es gibt kein Flugzeug das selber starten kann und kein Flugplatz der das möglich macht. Automatisch landen und ausrollen kann man nur auf entsprechend ausgerüsteten Flugplätzen. Die teuren Systeme sind aber beschränkt auf Nebelplätze wie beispielsweise Zürich oder Basel. Südlich von Mailand, in nordischen Ländern, Amerika, mittleren und Fernen Osten und Afrika ist es unnötig und es muss immer von Hand gelandet werden.
Ich werde oft nach den Lieblingsflugplätzen gefragt
Ganz klar der ehemalige Hongkong Flugplatz Kai Tak als fliegerische Herausforderung. Vorgängig dem ersten Flug musste ein Spezialtraining absolviert werden im British Caledonien Simulator in London. Der Anflug führte einem, ohne die Piste zu sehen, direkt auf den Berg zu, markiert mit dem sogenannten Checkerboard, bestehend aus 66 roten und weissen Quadraten. Kurz davor musste man rechts abdrehen und dem Leitstrahl auf die Piste im Meer mitten durch die Hochhäuser folgen. Ich wollte mir das einmal ansehen und kraxelte mit Kantonsrats Kollege und Swissair Maître de Cabine Rolf Baumann auf den Berg. Durch eine offen stehende Tür gelangten wir gerade oberhalb der Markierung. Die Jumbos wurden immer grösser um kurz vor uns laut brüllend abzudrehen und bis zur Landung sichtbar zu bleiben. Unser Fotoshooting wurde jedoch jäh unterbrochen durch einen wild fuchtelnden Chinesen. Während ihn Rolf gestenreich zu beruhigen suchte schoss ich noch ein paar Bilder bevor er uns durch die offenbar nicht vorgesehen offene Tür hinaus schob. Unvorstellbar im heutigen Terrorzeitalter. Auf meiner Favoritenliste stehen weiter Rio, L.A., Chicago, Bangkok oder Nairobi, nicht zuletzt wegen dem attraktiven Aufenthalt. Wunschdestinationen wiederum hatten einen Einfluss auf das Wunschflugzeug. Die DC-10 flog diese und noch weitere interessante und exotische Orte an, während die wenigen Jumbos und Airbusse ein beschränktes Streckennetz bedienten. Sicher war das grösste Flugzeug reizvoll. Es sprach, nicht unerwartet und natürlich nicht nur, speziell kleine Piloten an. Ein solcher, damals hoher Swissair Funktionär, lud uns „Ferienflieger“ wohlwollend ein die Landung aus dem zweiten Stock in Genf zu erleben. Er produzierte einen fürchterlichen Chlapf. Das Lachen unterdrückend liessen wir ihn hochrot im Cockpit zurück um unseren deutlich tiefer liegenden DC-10 Arbeitsplatz Richtung Rio einzunehmen. Warum viele 747 Piloten mit Handschuhen flogen ist mir übrigens immer noch nicht klar. Einen, ebenfalls kleiner, ehemaliger Starfighter Pilot der sich wegen Wegnahme seines Jumbos auf MD-11 herab lassen musste, sprach ich auf seine für Start und Landung getragenen weissen Handschuhe an. Auf die dreiste Frage nicht vorbereitet wies er auf die Möglichkeit von Ekzemen hin, sollte er beim bewegen des Steuerhorn schwitzen. Beim Feierabendbier griff der Bayer allerdings kräftig und ohne Handschuhe zu. Narita steht nicht auf meiner Wunschliste. Die Zeitverschiebung ist schwer verdaubar und der Landgang Tokyo ist nicht mein Favorit. Das geht auf die Zeit zurück wo es schwierig war mit der Bevölkerung zu kommunizieren und uns viele Lokale verwehrt blieben: „Only Japonese“. Dadurch blieben Flight Crews mehrheitlich unter sich in Ghetto ähnlicher Trinkrunde. Man traf sich im sogenannten Container bei lauter Musik, Karaoke und Barbetrieb. Da waren während 24 Stunden (Zeitverschiebungen) die etwas ordinären lauten Frachter Piloten, die offenherzigen KLM Stewardessen oder die vermeintlich zurückhaltenden Engländerinnen. Aber wehe wenn sie losgelassen, die Virgin und British Airway Mädels. Die Container sind mittlerweile geschlossen aber immer noch trifft sich die Flieger Gemeinschaft in den Airline Lounges bei lauter Musik und Karaoke. Beliebt ist der JET LAG Club. Der Besitzer, ein belgisches Swissair Grounding Opfer, gibt Neulingen zwei Wochen Zeit ein Foto für den Mitgliederausweis zu mailen ansonsten er ein Portrait seines Hundes, der die ganze Zeit auf der langen Theke herum lümmelt, auf den Ausweis druckt. Favorit bleibt die Homebase Kloten.