Sylvester in New York, Miami, L.A., San Franzisco, Sao Paulo, Bangkok, Singapur, Hongkong, Joburg oder Dar es Salaam zu verbringen sind unvergessliche Erlebnisse. Weihnacht im Ausland ist hingegen eher trostlos. Die Hotels wirken ausgestorben, die Restaurants sind geschlossen, gefeiert wird in der Familie. Ausser wo Weihnacht nicht in der Kultur verankert ist und ganz der westlichen Konsumgesellschaft Rechnung tragend die Kommerzpost abgeht.
Mit Glück habe ich nur zwei Weihnachten im Ausland verbracht. In Athen wurde der Fussmarsch an der Akropolis vorbei ziemlich lang bis wir ein offenes Restaurant fanden. Wir schlugen richtig zu mit einem Festmenü und mussten am Schluss alles Geld zusammenlegen. Unsere fröhliche und laute Laune machte die Taxi Chauffeure misstrauisch als wir ihnen eröffneten wir müssten zuerst ins Hilton um Geld abzuheben. Das Angebot, je ein hübsches Flight Attendant als Pfand zurück zu lassen, beruhigte sie und vielleicht hofften sie sogar, wir würden nicht mehr kommen. Wir würden das natürlich heute nicht mehr tun sondern, als Repräsentanten der Schweiz, zuerst die neuen Bundesweisungen betreffend Umgang mit Frauen konsultieren und auch den Taxifahrern bekannt machen. Bereits bei der Flugplanung für den Johannesburg Flug wurden wir gefragt, wer am Weihnachtsessen im Hotel teilnehmen werde. Die Meisten, einige waren auf Safary, fanden sich zusammen mit der KLM Besatzung zum Festschmaus ein. Das „Bull Run“ machte seinem Namen alle Ehre mit dem besten Fleisch und Wein der Welt. Zum Abschluss ein Don Pedro. Amarula und Vanilleglace mit dem Mixer verheiratet. Der Barkeeper resignierte um zwei Uhr und überliess uns die Bar. Er werde am Morgen abrechnen. Einige waren dazu allerdings erst am Abend in der Lage. Man musste ja mit den Holländern mithalten. Früher wurde, schön, würdig und sinnvoll, am 25. Dezember nicht geflogen und nur ein paar Langstrecken Crews genossen einen verlängerten Aufenthalt. Es gab genügend Freiwillige, oft in Begleitung von Familienangehörigen. Keine Weihnachtsstimmung brachte ein Caracas Flug. Einige Crew Mitglieder hatten in freudiger Erwartung des wöchigen Traumaufenthalts in Venezuela Angehörige dabei. Dummerweise gab es in New York eine Umstellung und die Crew wurde, kaum angekommen, als Passagiere dorthin geschickt ohne Möglichkeit ihre Lieben im vollen Flugzeug mitzunehmen. Sie waren dann unfreiwillig rechtzeitig zu Weihnachten zu Hause während ihre Angehörigen die Festtage in Caracas verbringen mussten.
Vor und nach Weihnacht die schönste Zeit im Jahr
Wenn man zwischen Fernost und USA pendelt, könnte man meinen, die Städte würden im Wettkampf um den schönsten Weihnachtsschmuck stehen. Definitiv befinden sich alle im Kampf ums vorweihnächtliche Geschäft. Die Hat Racks im Flugzeug sind übervoll. Rückkehrer für die Festtage schleppen ganze Wagenladungen von der Stereoanlage über die Waschmaschine bis zu überdimensionierten Koffern durch die Abflughallen. Gepäckstücke werden wie Siloballen mit Plastik umwickeln. In L.A. wurden wir vom Sicherheitspersonal angehalten. Das gehe nun gar nicht. Ein Stewart hatte seinen Koffer voll mit Autoreinigungs- und Polierflüssigkeiten. Sein Nebengeschäft mit Parkieren und Reinigen von Nobelkarossen laufe halt um diese Zeit super und die amerikanischen Mittel seien die besten, meinte er enttäuscht und überliess die Dosen mit dem Flammensymbol dem herbei geeilten Stationsmanager. Gross war seine Freude und sein Weihnachtsgeschäft gerettet, als er sie in Zürich in einer Kiste zwischen dem Crew Gepäck wieder vorfand. Auch andere Destinationen haben unerwartete vorweihnächtliche Reize. In Amman bestellten wir am 24. Dezember um vier Uhr früh ein Taxi. In halsbrecherischer Fahrt brauste es mit uns ans tote Meer zum weihnächtlichem Sitzen im warmen Wasser. Tatsächlich sassen wir richtiggehend im extrem salzhaltigen Wasser und genossen den Sonnenaufgang. Nach der noch rasanteren Fahrt hinauf, waren wir nach einer Zwischenlandung in Larnaca rechtzeitig zum Weihnachtsfest zu Hause.
Schweizer Polizisten retten ruhiges Weihnachtsessen
In Accra hatten wir nach zwei Hotel Festmenüs genug und suchten ein einheimisches Restaurant auf. Nach längerer Fahrt wurde klar, dass unsere Taxifahrer keine Ahnung hatten wo es lag. Sich durchfragen funktionierte auch nicht, da jeder einen anderen Dialekt sprach und Orts unkundig war. Zum vermeintlichen Glück wurde ein Passant auf die Diskussion aufmerksam und quetschte sich zwischen den Fahrer und mich. Er müsse in der Nähe des Restaurants zur Arbeit und komme gleich mit. Nachdem wir viermal über die gleiche Kreuzung fuhren gestand er kleinlaut, so genau wisse er auch nicht wo das Restaurant liege. Mittlerweile in der Nähe des Flughafen angekommen wusste ich den Weg ungefähr. Nach über einer Stunde kamen wir verschwitzt an. Die Taxifahrer wollten mehr Geld weil sie viel länger gefahren seien als abgemacht und der Mitfahrer wollte Geld für die Rückfahrt zum Arbeitsplatz, der nun plötzlich am anderen Ende der Stadt lag. Während sich die Fahrer mit dem Trinkgeld einsichtig zeigten, folgte uns der gescheiterte Führer ins Restaurant und referierte vom Nebentisch aus immer lauter. Unsere beiden mitfliegenden, gut bemuskelten Tiger (Sicherheitsbeauftragte des Bundes) beendeten die immer dreister werdenden Drohungen und setzten ihn unmissverständlich und nicht gerade sanft vor die Tür was ihnen der Wirt mit offerierten Drinks dankte. Ich wünsche ihnen, liebe Leserinnen und Leser, schöne Festtage und ein gutes Neues Jahr von „Über den Wolken“.