Am 9. Februar 1969 begann mit der Boeing 747 das Zeitalter der Grossraumjets. Ein Jahr später folgte McDonnell Douglas mit der DC-10. Beides ursprünglich Rüstungsentwicklungen. Swissair orderte beide Langstreckenflugzeuge und steigerte Passagierzahl und Komfort sowie Reichweite gegenüber der engen DC-8 Röhre. Die 747 war durch ihre Grösse das Wunschflugzeug vieler Piloten. Meines war es nicht.
Mein Wunsch ich möchte ein moderneres Flugzeug, die 747 Destinationen seien mir zu langweilig und der 10er wäre mir lieber quittierte der damalige Umschulungsplaner mit Stirnrunzeln. Dass ich sogar auf die erst auf dem Reissbrett fliegende MD-11 warten würde löste Kopfschütteln aus. Dass meine Statur keine Kompensation mit Flugzeuggrösse brauche sagte ich dem kleingewachsenen Jumbo Kapitän natürlich nicht. Es sei gerade ein Platz frei geworden im nächsten DC-10 Umschulungskurs entnahm er seinen Notizen. Ich müsse mich aber sofort endgültig entscheiden. Also Ferien streichen, Handbücher studieren, Simulator Sessions mit Spezialtraining in London für Hongkong und Turbulenzen und endlich Flug Training in Shannon, dem ehemaligen Tor zur neuen Welt. Tatsächlich war die DC-10 sehr fortschrittlich mit Apollo Technologie welche die Mondlandung vor 50 Jahren ermöglichte. Den Flight Engineer hinter sich zu wissen war für die Piloten wertvoll vor allem wenn es technisch nicht rund lief. Auch am Boden nahm er uns viele Probleme ab wie tanken, beladen oder Reparaturen organisieren. Sein Ersatz auf der nächsten Flugzeuggeneration war allerdings durch die technische Entwicklung unausweichlich. Viele jüngere F/Es schafften die Umschulung zum Piloten. Einer scheiterte allerdings bereits beim Rollen. Wenn er das einmotorige Schulflugzeug nach links steuern sollte drehte die Nase nach rechts. Er denke halt wie beim Velo. Leider funktioniert die Fusssteuerung im Flugzeug aber gerade umgekehrt zum Velolenker. Die DC-10 Destinationen und die Aufenthalte waren schön, exotisch und vielfältig. Einerseits wegen der grossen Flotte, der grossen Reichweite und wegen dem Balair Ferienflugzeug. Eine Traumdestination war Venezuela mit einwöchigem Aufenthalt. Traumstrände, Wasserfälle im Urwald und auf den 67 Inseln von Los Roques tatsächlich eine Insel allein für sich zu haben war einmalig. Das pulsierende Caracas auf dem Hügel zeugte mit seinen fröhlichen modisch gekleideten Einwohnern und den Meringue Klängen am Abend vom Ölreichtum. Beim Crewlunch in einem kleinen Dorf tauchte plötzlich eine Gruppe Soldaten aus dem Regenwald auf. Zur Musik aus dem Radio führten sie unsere Flight Attendants zum Tanz auf dem Dorfplatz. Heute wären es Lösegeld Forderungen, versicherte mir ein befreundeter Rancher. Seine Familie verlasse das Haus nur noch am Tag unter Schutz. Bevor er ein Rind verkaufe müsse er den grössten Teil des erwarteten Erlös als Schutzgeld bezahlen. Nach der Jumbo Ära wurden die Schweizer Verkehrsflugzeuge kleiner gegen den Airbus Trend. 2008 war ich im A340 Flugtraining in Chateau Roux. Fünf Landungen für jeden und dann waren wir fit für die Linienflüge. Zusammen mit einer A380, auf der Quantas Piloten das Landen beigebracht wurde, drehten wir unsere Platzvolten. Auf dem französischen Provinzflugplatz war die jüngste Aviatik Geschichte sichtbar. Ein abgewrackter Jumbo als Zeuge schnelllebiger vergänglicher Technik und eine Russische Ilyuschin IL-76 die auf ihre Beladung wartete. Die Transport Maschine, mit einem Cockpit voller urtümlicher analoger Instrumente, stürzte drei Jahre später in Afghanistan ab. Auf dem Airbus Werkflugzeug stand in grossen Buchstaben: Greener, Cleaner, Quieter, Smarter (grüner, sauberer, leiser, intelligenter). Das hat offenbar nicht gereicht, die A380 Produktion wird eingestellt. Gross genügt eben nicht.